Euroland: Negativ ohne Beispiel
Die Verschlechterung der Konjunktur in der Eurozone trägt inzwischen historisch einmalige Züge. Nie zuvor in der mehr als 20jährigen Historie, mit Ausnahme der Finanzkrise im Jahr 2008, war die Lagebeurteilung der Anleger zur EurolandKonjunktur so schwach – und die Erwartungswerte gleichzeitig ebenfalls so niedrig. Anfang September sinkt der Euroland-Gesamtindex um 6,6 Punkte auf -31,8 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert seit Mai 2020. Die Lagewerte brechen um mehr als 10 Punkte auf -26,5 Zähler ein. Zwar ist dies „nur“ der niedrigste Wert seit Februar 2021, doch ist damit eine Stagnation der Euroland-Konjunktur quasi bestätigt.
Sehr wahrscheinlich hat bereits eine erhebliche, rezessive Entwicklung eingesetzt. Denn die Konjunkturerwartungen sind ebenfalls erneut auf -37 Punkte gefallen. Dieser Wert ist der niedrigste Stand seit Dezember 2008, als die damalige Finanzkrise nach dem Bankrott der Lehman-Bank ihren Höhepunkt erreichte. In der historischen Rückschau wird damit klar, dass die aktuelle Wirtschaftsverwerfung in ihrem Ausmaß den Zusammenbruch der Tech-Werte (2003), die Eurokrise (2012) und selbst den Einbruch im Zuge der Corona-Lockdowns (2020) in seinem Umfang toppt.
Zwar war der Einbruch der Lage im Jahr 2020 noch schärfer, die geldpolitische Reaktion in Form Billionen-schwerer Gelddruck-Programme der Notenbanken hat jedoch zügig zu einer Trendwende in den Konjunkturerwartungen geführt. Dies ist derzeit nicht in Ansätzen erkennbar. Schlimmer noch: der Blick auf die sentix Themenindizes zeigt, dass die Anleger weder von Seiten der Inflation noch von den Notenbanken Hilfestellung zu erwarten ist.
Deutschland: Allzeit-Tief der Konjunktur-Erwartungen
Wie tief die Wirtschaftskrise in der Eurozone ist bzw. zu werden droht, ist an der größten Volkswirtschaft leider einfach zu erkennen. Denn nicht nur verzeichnen wir einen erheblichen Rückgang der konjunkturellen Lagebeurteilung, sondern müssen sogar einen weiteren Einbruch der Konjunkturerwartungen auf -36 Punkten vermelden. Letzteres ist ein Allzeit-Tief! Dies zeigt die gesamte Dramatik der aktuellen Krise: die Lage ist schon schlecht, doch noch erblicken die Anleger kein nachhaltiges Licht am Ende des Tunnels. Die Realwirtschaft wird sich dieser Eintrübung kaum widersetzen.
USA: Auf der Kippe
Auch die US-Wirtschaft, derzeit noch die robusteste Weltregion, steht weiter auf der Kippe. Die Lagewerte sinken wieder an die Null-Punkte-Grenze und signalisieren damit einen kritischen Momentumverlust. Auch in den USA verschlechtern sich die Erwartungswerte weiter, wenn auch in einem weniger dramatischen Umfang auf -22,5 Punkte. Dennoch befindet sich damit auch die US-Wirtschaft weiter im Abschwung-Modus und in Anbetracht der angekündigten, weiteren geldpolitischen Straffung durch die US-Notenbank dominieren die Risiken auch in den USA.
Globales Aggregat: Ohne Wachstumsmotor
Die Schwäche der Konjunktur in allen Weltregionen führt im September dazu, dass der Gesamtindex auf -18,7 Punkte sinkt. Dies ist der niedrigste Wert seit Mai 2020. Die Lagewerte sinken um 7,1 Punkte, die Erwartungen um 4,4 Punkte. Mit -23,7 Punkte steht der globale Erwartungs-Index auf dem niedrigsten Wert seit Januar 2009. Hinter dieser global betrachtet problematischen Entwicklung sticht vor allem die deutliche Eintrübung der Daten für die Region Asien ex Japan hervor. Ohne China steht die Welt letztlich ohne Wachstumsmotor da.
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