• Salzgitter AG plant Produktionsstart von CO2-armem Stahl auf neuer Produktionsroute ab Ende 2025. Erwarteter CO2-Einspareffekt nach Abschluss der Transformation: Mehr als 95 Prozent.
  • Volkswagen Konzern will noch im selben Jahr zu einem der ersten industriellen Großabnehmer werden.
  • Beide Unternehmen planen geschlossenen Wertstoffkreislauf für Stahl zwischen den Werken Salzgitter und Wolfsburg.
  • Murat Aksel, Mitglied des Konzernvorstands für den Bereich Einkauf der Volkswagen AG: „Mit dem sogenanntem grünen Stahl sowie einem Recycling Kreislauf werden wir die Lieferketten bei Volkswagen in Zukunft noch umweltfreundlicher gestalten.“
  • Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG: „Unser gemeinsames Vorhaben ist ein hervorragendes Beispiel für die neue Art des partnerschaftlichen Wirtschaftens.“

Die Volkswagen AG und die Salzgitter AG verbindet eine über 60 Jahre währende enge Partnerschaft. Nun wollen beide auch bei der Dekarbonisierung ihrer Prozesse und Produkte das nächste Kapitel zusammen aufschlagen. Die Unternehmen informieren heute über eine gemeinsame Absichtserklärung, mit der Volkswagen zu einem der ersten Abnehmer für den CO2-armen Stahl wird, den die Salzgitter AG ab Ende 2025 auf einer neuen Produktionsroute am niedersächsischen Stammsitz herstellen will.

Auf der Basis von Wasserstoff und erneuerbaren Energien lassen sich so laut Salzgitter AG künftig über 95 Prozent der CO2- Emissionen in der Stahlproduktion einsparen.

Der Volkswagen Konzern plant, den CO2-armen Stahl ab Ende 2025 in wichtigen Zukunftsprojekten wie dem E-Modell Trinity1, das ab 2026 in Wolfsburg produziert wird, einzusetzen.

Für Volkswagen ist die Senkung der CO2-Emissionen in der Lieferkette ein zentraler Baustein, um im Rahmen der Konzernstrategie goTOzero bis 2050 schrittweise zum bilanziell klimaneutralen Mobilitätsanbieter zu werden. Dabei verfolgt der Hersteller den Ansatz einer sogenannten Hot SpotAnalyse: Er konzentriert sich darauf, die CO2-Emissionen dort zu reduzieren, wo sie bei der Fertigung eines Automobils schwerpunktmäßig entstehen. Das ist neben dem batterieelektrischen Antriebsstrang und Aluminiumbauteilen vor allem beim Werkstoff Stahl der Fall. Bei Zukunftsprojekten wie Trinity – dem ab 2026 in Wolfsburg gefertigten vollvernetzten Elektroauto der nächsten Generation -, kann der Einsatz von CO2-reduziertem Stahl deshalb einen relevanten Beitrag zur verbesserten CO2- Gesamtbilanz leisten. Bis Ende des Jahres 2022 wollen beide Partner Abnahmemengen für den CO2- armen Stahl im Zeitraum 2025 bis 2030 konkretisieren und vertraglich vereinbaren.

Die Salzgitter AG hat sich ihrerseits mit dem Transformationsprogramm „SALCOS – Salzgitter Low CO2- Steelmaking“ auf den Weg gemacht, die CO2-Emissionen in der Stahlproduktion massiv zu senken. Im Unterschied zur Roheisenproduktion mittels Hochöfen auf Kohlenstoffbasis will der Stahl- und Technologiekonzern künftig auf einer neuen Produktionsroute Stahl mit grünem Wasserstoff und erneuerbaren Energien herstellen. Dafür werden in Salzgitter Wasserstoffelektrolyseure, Direktreduktionsanlagen und Elektroöfen errichtet. Schrittweise will der Stahlproduzent bis 2033 den CO2-Ausstoß so um mehr als 95 Prozent senken. Damit würde ein Prozent des gesamten deutschen CO2-Ausstoßes vermieden werden.

Die Kooperation beider Unternehmen beim sogenannten „grünen Stahl“ hat bereits begonnen. Im vergangenen Jahr verarbeitete die Volkswagen AG erstmals Probemengen CO2-geminderten Stahls des Salzgitter-Konzerns. Dieser wird auf der schrottbasierten Elektrostahlroute in Peine hergestellt und hat einen um 66 Prozent verminderten CO2-Fußabdruck. In diesem Jahr ist die Abnahme weiterer 3.000 Tonnen durch Volkswagen geplant.

Ein weiterer Bestandteil der gemeinsamen Vereinbarung ist das Ziel, zwischen Volkswagens Stammwerk in Wolfsburg und dem integrierten Hüttenwerk in Salzgitter einen geschlossenen Wertstoffkreislauf für Stahl zu etablieren. Der Volkswagen Konzern stellt demnach die Stahlreste der Produktion wieder der Salzgitter AG zur Verfügung, die sie einschmilzt, zu neuen Stahlprodukten verarbeitet und für die Autofertigung nach Wolfsburg liefert. Die Ausweitung dieses „closed loop“ für Stahl auf weitere Produktionsstandorte des Volkswagen Konzerns wird angestrebt.

Murat Aksel, Konzernvorstand für Einkauf der Volkswagen AG, betonte die strategische Bedeutung der Zusammenarbeit: „Der Einkauf ist längst ein entscheidender Faktor für den Volkswagen Konzern auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Und dieses Ziel wollen wir spätestens 2050 erreichen. Schon heute ist unsere Produktion in Teilen bilanziell CO2-neutral – etwa bei der ID.3-Fertigung in Zwickau. Die Transformation zur E-Mobilität verstärkt den Stellenwert des Konzerneinkaufs in Sachen Dekarbonisierung erheblich: War beim Golf die Lieferkette bislang für 17 Prozent der CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus verantwortlich, sind es beim ID. 3 bereits 42 Prozent. Für die weitere Optimierung der CO2-Bilanz spielt der Materialeinsatz – allen voran der Rohstoff Stahl – eine zentrale Rolle.

Der Einsatz von C02-reduziertem Stahl ist dabei ein wichtiger Schritt, wie auch die Wiederverwertung von Stahlresten. Mit dem sogenanntem grünen Stahl sowie einem Recycling-Kreislauf werden wir die Lieferketten bei Volkswagen in Zukunft noch umweltfreundlicher gestalten.“

Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG begrüßt die Ausweitung der langjährigen Zusammenarbeit mit Volkswagen auf dieses wichtige Zukunftsthema: „Die Dekarbonisierung von Gesellschaft und Wirtschaft kann nur im Zusammenwirken starker Partner gelingen. Unser gemeinsames Vorhaben ist ein hervorragendes Beispiel für diese neue Art des Wirtschaftens – der Circular Economy mit geschlossenen Wertstoffströmen. Die räumliche Nähe von Stahl- und Automobilproduktion ist ein weiteres, auch ökologisches Plus dieser geplanten Zusammenarbeit. Mit der Lieferung von grünem Stahl und der Rücknahme der Stahlreste aus der Automobilproduktion unterstützen wir unseren langjährigen Kunden Volkswagen bei der Erreichung seiner Klimaziele. Dies ist ein weiterer ganz konkreter Schritt, die marktwirtschaftlichen Strukturen der Circular Economy auszubauen und zu stärken.“

 

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