Dass NRW hinter Niedersachsen (421 MW) und Brandenburg (412 MW) im Ländervergleich bei der neu installierten Windenergieleistung im Jahr 2021 auf Platz drei gelandet ist, beeindruckt Reiner Priggen wenig: „Die 331 Megawatt sind maximal ein Drittel des Zubaus, der notwendig ist, damit das Land NRW seine eigenen Klimaziele bis 2030 erreicht“, betont der LEE NRW-Vorsitzende. Ein Brutto-Zubau von jährlich 1.000 MW ist bis Ende dieser Dekade zudem notwendig, wenn die von der Landesregierung im vergangenen Dezember vorgestellten neuen Ziele für die Ökostromstromerzeugung in der überarbeiteten Energieversorgungsstrategie erreicht werden sollen.
Mit der Forderung nach einer Verdreifachung des jährlichen Windkraftzubaus sieht sich der LEE NRW durch die Anfang vergangener Woche vom neuen Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister, Robert Habeck, veröffentlichte „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ bestätigt: Damit Deutschland seine 2030er Klimaziele erreicht, ist spätestens ab 2026 jährlich mindestens ein bundesweiter Bruttozubau von 10.000 MW notwendig: „Nordrhein-Westfalen ist deshalb in der Pflicht, schnell zu liefern“, so Priggen. Für den LEE NRW ist deshalb unverzichtbar, dass die Landesregierung das geplante 2-Prozent-Flächenziel der neuen Bundesregierung und die Öffnung der Nutzforste für die Windenergie umsetzt, „Wichtig ist auch, dass NRW die Bearbeitungszeiten für die Genehmigungsverfahren deutlich verkürzt.“
Der LEE NRW sieht nicht nur genügend Flächenpotenziale für neue Windturbinen in allen fünf Regierungsbezirken, sondern auch genügend Potenzial für das Repowering, sprich den Austausch alter gegen moderne, weitaus leistungsstärkere Windenergieanlagen. Nach der aktuellen FA Wind-Auswertung waren Ende 2021 landesweit 3.560 Anlagen mit zusammen 6.340 MW Leistung in Betrieb, die durchschnittliche Leistung je Anlage lag also bei nur knapp 1,8 MW. „Heute werden in der Regel Windkraftwerke mit mehr als 5 Megawatt Leistung genehmigt, die Landesregierung wäre gut beraten, eine Repowering-Offensive zu starten“, fordert Priggen.
Kommunaler Spitzenreiter beim letztjährigen Windkraftausbau in NRW ist die Stadt Coesfeld. In der münsterländischen Kreisstadt ist im vergangenen Sommer nicht nur der 2021 landesweit größte Windpark Letter Bruch mit 52,8 MW Leistung ans Netz gegangen. Dank eines weiteren Projektes lag der Ausbau insgesamt bei rund 65 MW, bei knapp 20 Prozent der landesweiten Neuinstallationen.
„Wir haben diese Windparks mit einer sehr frühzeitigen und breiten Beteiligung unserer Bürgerinnen und Bürger so gut wie ohne Protest umgesetzt“, zeigt sich Bürgermeisterin Eliza Diekmann zufrieden über Coesfelds Entwicklung zur neuen „Windenergiestadt Nordrhein-Westfalens“. Der Windkraftausbau in Coesfeld sei noch nicht zu Ende. „Auch bei den weiteren Vorhaben setzen wir auf eine klare Betonung auf Beteiligung und Partizipation“, so Diekmann, deren Stadt sich mittlerweile bilanziell zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgen kann. „Die Windenergie bedeutet für Coesfeld auch eine lokale Wertschöpfung, die wir künftig nicht missen wollen.“
Für die weiteren Wind- und Solarprojekte vor Ort setzt Coesfelds Bürgermeisterin auf einen größeren „politischen Rückhalt“ von der Bundes- und Landesebene. „Von den ersten Planungen bis zum Start des Windparks Letter Bruch hat es gut zehn Jahre gedauert“, sagt Eliza Diekmann, „das ist eine unzumutbare Dauer, die sich weder in Coesfeld noch sonst wo im Land wiederholen darf.“
Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Nordrhein-Westfalen bündelt der LEE NRW die Interessen aus allen Bereichen der Energiewende. Zum Verband zählen mittelständische Unternehmen, Verbände und Bürger. Das gemeinsame Ziel: 100% Erneuerbare Energien bis 2045 – in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr. Dafür engagieren sich auch fünf LEE-Regionalverbände als kompetente Ansprechpartner vor Ort. Denn im Energieland Nr. 1 ist die Branche wichtiger Arbeitgeber für 46.000 Beschäftigte, die 2017 ein Umsatzvolumen von 10 Mrd. Euro erwirtschafteten.
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