Selbst wer die Erfolgsgeschichten zahlreicher Welt­marktführer aus Süddeutschland kennt, wird immer wieder überrascht, mit welchem Erfindergeist und Qualitätsverspre­chen schwäbische Hidden-Champions weltweit ihre Nischen anführen. Das zeigt auch die Geschichte des 1938 gegründe­ten Familienunternehmens OTTO BAIER aus Asperg. Die von Profis hochgeschätzten Elektrowerkzeuge machen die Welt sicherer, schützen Menschen und tauchen sprichwörtlich sogar im Testament auf.

„Unsere Elektrowerkzeuge werden nicht verkauft, die werden vererbt“, beschreibt Thomas Schwab schmunzelnd das Dilemma der traditionsreichen Maschinenfabrik OTTO BAIER GmbH in Asperg bei Stuttgart. Was unter Laien- und Hobbyhandwerken völlig unbekannt ist, genießt bei Profis und führenden Handwerkern unter den Elektroinstallateuren, Sanitärbetrieben und im Hoch und Tiefbau allerhöchsten Status: Elektrowerkzeuge von OTTO BAIER. „Schnell, ausfallsicher und langlebig sind unsere Produkte – alles, was der Profi schätzt, wenn er damit auf Baustellen Geld verdienen will“, so der Geschäftsführer des 1938 gegründeten, innovativen Unterneh­mens, das nicht nur die Mauernutfräse erfunden hat sondern auch die Schlagbohrmaschine und – ja, aufgepasst – den Kunststoffdübel angestoßen hat. Mit seinen zukunftsweisenden Diamant-Bohrma­schinen, den Diamantfräsen, den Maschinen fürs Bodenfräsen und –schleifen sowie weiteren Elektrowerkzeugen für die Betonbearbei­tung ist OTTO BAIER ein Hidden Champion par Excellence.

Selten und wertvoll wie Perlen unter Muscheltauchern

Wie kann das sein, dass da ein redliches Unternehmen zum Weltmarktführer in einer ganz bestimmten Nische wird, und kaum einer kennt es? Wir fragen nach bei den Geschäftsführern Thomas Schwab und Jens Deggelmann, der die fünfte Generation der Gründerfamilie mit repräsentiert! Die Senior-Gesellschafter, die bis ins hohe Alter noch das Sagen hatten, hielten nicht viel von Marketing – erfahren wir von Jens Deggelmann. „Die führten das Unternehmen nach dem Motto: Wer etwas Gutes will, der wird uns schon finden.“ „Marketing ist „Teufelszeug“, wir investieren lieber in Qualität“, ergänzt Thomas Schwab die vorherrschende Einstellung damals. Und wir verstehen: Das ist ein durch und durch schwäbisches Unternehmen. Das mit dem Marketing wird jetzt besser, betonen beide unisono. Dann gehen wir mal der Qualität und dem Geist des 1938 gegründeten Unternehmens auf die Spur. Und was es auf sich hat mit dem Satz vom „Vererben“.

Das Wichtigste zuerst: OTTO BAIER sieht und verkauft seine E-Werkzeuge – wie sie jetzt heißen – als B2B Waren. „Wer unsere Produkte kauft, will und muss damit Geld verdienen“, erklärt Thomas Schwab. „Deshalb gibt es die auch nicht im Baumarkt“, bestätigt Jens Deggelmann. Aber der Reihe nach: Als Maschinen­fabrik in Stuttgart-Münster gegründet, entwickeln der Gründer Otto Baier und sein nach dem Krieg eingestiegener Kompagnon Alfred Herrigel 1950 die weltweit erste Elektro-Metallhandsäge und erhalten dafür das Patent. Drei Jahre später zieht das Unternehmen nach Ludwigsburg um und entwickelt die weltweit erste Schlagbohr­maschine. In dieser Zeit kam auch ein Freund von Otto Baier in die Werkstatt, um zu fragen, ob er nicht „Geschäft“ für ihn hätte. Otto Baier zeigte ihm seine neueste Erfindung, die Schlagbohrmaschine und – weil die Schrauben im Betonloch nicht hielten – ebenso einen von ihm angedachten Dübel. „Den kansch Du mache, i mach die Maschin“, soll OTTO BAIER damals zu seinem Freund gesagt haben. Der Freund war Artur Fischer. Der Rest ist Geschichte.

Investitionsgüter mit Qualität und Zuverlässigkeit

Als der erfindungsreiche Otto Baier 1957 eine Mauernutfräse auf den Markt bringt, ist er schon wieder der Erste. Für alle, die jetzt Fragezeichen aussenden: Das sind leistungsfähige Elektrowerkzeu­ge, die Sanitär- und Elektroinstallateure unter anderem für die Verlegung von Wasser- und Stromleitungen in Wänden verwenden. Ohne solche – auch Schlitzfräsen genannten – Werkzeuge zum Schlitzen von Nuten wären der Hochbau und der Innenausbau genauso wie die Renovierungsbranche quasi handlungsunfähig. Mancherorts gibt es sogar Lohn-Schlitzfräser, die von Baustelle zu Baustelle ziehen und im Akkord ihre Bahnen beziehungsweise Nuten ziehen. „Da wird jedem sofort klar, dass für die nur hochleistungs­fähige Geräte infrage kommen“, erklärt Thomas Schwab. „Die lieben unsere E-Werkzeuge weil die ausfallsicher und langlebig sind und die Anwender nach Metern bezahlt werden. Wenn die Mauernutfräse ausfällt, haben sie kein Geld verdient.“ Der Legende nach soll jeder Mauernutfräser nach seiner Ausbildung eine Maschine von OTTO BAIER mit den Worten erhalten: Wenn Du in Rente geht’s, kannst Du die Deinem Nachfolger vererben. Natürlich widerlegen Erfindergeist und Innovationskraft des Familienunternehmens regelmäßig solche geflügelten Worte.

Schwäbische Innovationen und Qualität weltweit gefragt

So lässt sich die Liste der Neuheiten beliebig aufzählen: Da wären die Markteinführung einer Serie von Schlagbohrmaschinen, Schrau­ben und Schleifmaschinen 1963, 1972 setzt die Fassadenfräse neue Maßstäbe bei der Gebäuderenovierung. Mit ihren zwei gegenläufigen Fräsköpfen für eine einfache Handhabung, mit einer leistungsfähi­gen Absaugung und mit sechs unterschiedlichen Arbeitsmodi setzt sie damals bislang unbekannte Maßstäbe. Als das Unternehmen 1989 die Diamantfräsen, Diamant–Nassbohrmaschinen und Diamant –Trockenbohrmaschinen im Markt einführt, hätten die allein die Berliner Mauer zum Einstürzen bringen können. Dass dies auch ohne BAIER-Maschinen gelang, ist bekannt.

Weil diese Diamantwerkzeuge so effizient sind, und die Steinarten für den Hausbau im Laufe der Zeit immer härter werden, entwickeln die Verantwortlichen das Programm stark weiter. So bringen sie 2007 als Nachfolger der legendären Mauernutfräse eine sehr wirtschaftliche Diamantfräse mit Mehrscheibentechnik auf den Markt, die in einem Arbeitsgang fertige Schlitze erzeugt. Begleitet wird die Firmenentwicklung durch Gründung verschiedener Niederlassungen wie zum Beispiel in Italien 1971, in Frankreich 1973 und in Dänemark 1992. Und da die globale Nachfrage nach den Qualitätsprodukten von OTTO BAIER ständig weiterwächst, ist das Unternehmen heute in über 60 Ländern präsent.

Im Einsatz für UNESCO Weltkulturerbe und für die Sicherheit

Was Kunden damit machen, würde Bibliotheken füllen. So werden mit einer Trockenbohrmaschine in den Schornstein eines Kernraft­werks nahe Paris in luftiger Höhe Löcher in den Beton gebohrt. Mit herkömmlicher Nassbohrtechnik ist das gar nicht möglich – ganz einfach, weil man das Wasser nicht in diese Höhe bringt. Apropos Kernkraftwerke: Bei Probebohrungen für Schwedische Atomexper­ten ist die Trockenbohrtechnik aus Asperg der Renner, denn da muss anschließend kein Bohrwasser dekontaminiert werden – ein unschlagbarer Kostenvorteil.

Um ein geschütztes Weltkulturerbe in Guadeloupe vor dem Einsturz zu retten, bohrte eine Diamant-Nassbohrmaschine für handgeführte Kernbohrungen in hartem Stein mit einer Bohrkrone von zwei Meter Länge und mit einem Winkel von 3° Kanäle, damit das Haus mit Stahlrohren stabilisiert werden konnte. Dass Diamantfräsen von OTTO BAIER Menschen schützen können, wird am Straßburger Bahnhofsvorplatz klar. Dort signalisiert eine in den Boden um ein rundes Wasserbecken gefräste Nut blinden Menschen über ihren Blindenstock, dass hier Gefahr für sie droht.

Sicherheit für Mensch und Maschine

Sicherheit für Menschen liegt den Schwaben am Herzen. Und so wird der Softschlag entwickelt, der das Trockenbohren mit den diamantbesetzten Bohrkronen leistungsfähig und effizient macht. Eine ausgefeilte und zuverlässige technische Lösung sorgt dafür, dass sich die Schnittstelle zwischen Bohrkrone und Stein bzw. Beton nicht zu stark erhitzt. Zusätzlich sorgt eine wirkungsvolle Absaugung dafür, dass Wärme und Staub effizient abgeführt wird. Ein wichtiger Beitrag zum Arbeits- und Gesundheitsschutz. Ebenso sorgt eine sanfte Anfahrtechnologie der kraftvollen Maschinen für den Schutz von Mensch und Maschine.

Grund für die Qualität der BAIER E-Werkzeuge ist die hohe Ferti­gungstiefe und das jahrzehntelange Knowhow der treuen Mitarbeiter im Unternehmen. So entwickelt und fertigt der Familienbetrieb mit dem Elektromotor auch das Herzstück seiner E-Werkzeuge im eigenen Haus. „Auch wenn das ungewöhnlich klingt: Wir wickeln unsere Ankerspulen selbst“, bekräftigt Jens Deggelmann. Neben der Hoheit über die Qualität geht es den Verantwortlichen bei OTTO BAIER auch um die Kontrolle über die Lieferfähigkeit. Das lässt stets auch die Zufriedenheit von Kunden und Anwendern steigen.

Partner der CAS für ein einheitliches Akku- und Ladesystem

Und dennoch: Trotz aller Erfolgsgeschichten ist das Unternehmen clever genug, um nicht grenzenlos zu wachsen. Thomas Schwab er­klärt uns das genauer: „Wir kennen unsere Kompetenzen und unse­re Nischen. Dort wollen wir die Besten sein. Zu allzu verlockenden Ausweitungen von Markt und Zielgruppe in die Breite können wir auch ‚Nein’ sagen.“ Mit diesem Schuster-bleib-bei-deinen-Leisten-Prinzip ist OTTO BAIER in mehr als 80 Jahren gut gefahren und mit der Qualitätsphilosophie in seinem Segment zum Weltmarktführer aufgestiegen. Was nicht heißt, dass die Verantwortlichen nicht auch offen für Neues sind: Seit Anfang 2021 ist OTTO BAIER Partner von CAS. In diesem Cordless Alliance System haben sich – an­geführt von Metabo – über 20 Marken mit mehr als 200 Maschinen vereinigt und einen für alle passenden Akkupack samt Ladegerät entwickelt.

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