• Wohlstandsgefälle zwischen USA und Europa wächst
  • Schleichende Erosion der Standortbedingungen als Ursache für schwächere Entwicklung bei Wachstum und Kapitalmärkten
  • Europa braucht „großen Wurf“ in der Strukturpolitik
  • Kerneuropa besonders im Fokus
  • Geopolitische Veränderungen erhöhen Handlungsdruck
  • Positives Überraschungspotenzial bei europäischen Anlagen im Falle glaubwürdiger Reformanstrengungen

„Für europäische Assets wird 2025 ein Jahr der Entscheidung. Auf politischer Ebene müssen wichtige Weichen für die Wettbewerbsfähigkeit Europas gestellt werden“, fordert Dr. Frank Engels, CIO und für das Portfoliomanagement verantwortlicher Vorstand von Union Investment. Er sieht die europäischen Volkswirtschaften in einer anhaltenden Schwächephase, die sich auch an den Kapitalmärkten widerspiegelt. „Mit der Veränderung des geopolitischen Umfelds wächst der Handlungsdruck. Werden die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen wirkungsvoll adressiert, haben die europäischen Kapitalmärkte das Potenzial für positive Überraschungen“, blickt Engels voraus. Dabei wird es seiner Einschätzung nach vor allem auf die Kernländer Deutschland und Frankreich ankommen. „Peripherieländer wie Spanien, Portugal oder Griechenland haben bereits ihre Hausaufgaben gemacht. Der Ball liegt jetzt in Berlin, Paris und Brüssel.“ Der Kurs der neuen US-Administration dürfte die Dringlichkeit dieser Aufgaben noch verstärken. „Die ersten Wochen der zweiten Trump-Präsidentschaft haben einen Vorgeschmack geliefert, was an Unberechenbarkeit noch bevorsteht“, warnt er.

Für Europa ist die Verschärfung des geopolitischen Umfelds besonders gravierend. Denn: Der Kontinent befindet sich in einer anhaltenden Wachstumsschwäche. „Die wirtschaftliche Ausgangslage ist herausfordernd. Wir erwarten für 2025 ein Wachstum von lediglich 0,8 Prozent im Euroraum“, sagt der promovierte Volkswirt und verweist auf das angestiegene und weiter zunehmende Wohlstandsgefälle zu den USA. „Die europäischen Volkswirtschaften fallen schon seit Jahren gegenüber den Vereinigten Staaten zurück. Besonders schwach ist die Lage in Deutschland.“ Als Gründe nennt Engels eine Mischung aus schwieriger Demografie, mangelnder Digitalisierung, fehlenden politischen Reformen der Sozialsysteme, überbordender Regulierung und Bürokratie, zu hohen Energiekosten sowie veralteter Infrastruktur. Hinzu kommen wirtschaftliche Strukturbrüche, durch die Schlüsselbranchen unter Druck gesetzt werden, wie bei der Elektromobilität, oder durch die sich Produktionsbedingungen verschlechtern, wie die extrem hohen Energiepreise. In den vergangenen Jahren ist es hierdurch zu einer schleichenden Erosion der Standortbedingungen gekommen, die sich nun in einer kerneuropäischen Wachstumskrise zeigt. „Es braucht jetzt einen großen Wurf im Sinne von mutigen strukturellen Reformen, angestoßen von den politischen Entscheidungsträgern im Schulterschluss mit der Privatwirtschaft und damit mit der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, um diese Probleme in einer gemeinsamen Kraftanstrengung zu beheben.“

Weniger bürokratische Fesseln, mehr Investitionen

Um aus der derzeitigen Situation herauszufinden, sollten seiner Einschätzung nach die Wachstumskräfte in der Währungsunion gefördert werden. „Die Stärkung des europäischen Wirtschaftsraums erfordert weniger bürokratische Fesseln und mehr Investitionen und somit eine gut zwischen den Ländern koordinierte Angebotspolitik“, meint Engels. Insbesondere bei Zukunftstechnologien und der Dekarbonisierung, aber auch im Hinblick auf eine gemeinsame Verteidigung, Energieversorgung, Infrastruktur und Bildung sieht er einen massiven Investitionsbedarf. „Viele europäische Unternehmen sind auf Zukunftsfeldern führend. Gelingt jetzt eine Lockerung der Investitionsbremsen, werden sowohl die Volkswirtschaften als Ganzes als auch die europäischen Firmen und Arbeitnehmer zu den Gewinnern zählen.“ Hiervon würde seiner Einschätzung nach auch der europäische Kapitalmarkt deutlich profitieren.

Deutsches Wachstumsmodell auf dem Prüfstand

Deutschland als größte Volkswirtschaft der Eurozone sieht Engels dabei in einer zentralen Rolle: „Das deutsche Wachstumsmodell steht auf dem Prüfstand. Für den einstigen Globalisierungsgewinner muss Energie-, Handels- und Sicherheitspolitik neu gedacht werden.“ Die nächste Bundesregierung – wie auch immer sie sich parteipolitisch zusammensetzt – wird seiner Meinung nach daher die Investitionen steigern müssen, um das Wachstum anzukurbeln. „Deutschland braucht mehr private und öffentliche Investitionen, um sein Potenzial zu heben. Die Chancen sind da – und der fiskalische Spielraum auch.“ Engels verweist auf den niedrigen Schuldenstand Deutschlands, sieht aber gleichzeitig angesichts der Größe der Herausforderungen den Bedarf für eine Anpassung der Fiskalregeln. „Eine zielgerichtete Flexibilisierung der Schuldenbremse oder wohlbegründete Ausnahmen können ein sinnvolles Instrument zur Stärkung des Standorts sein, wenn die Mittel zukunftsgerichtet für Dekarbonisierung, Digitalisierung und Infrastruktur verwendet werden.“

Weichenstellung für europäische Anlagen

Im Jahr 2025 werden somit nach Einschätzung des Kapitalmarktstrategen wichtige Weichen für die Kapitalmärkte gestellt. Neben der Wahl in Deutschland zählt Engels auch die Entwicklung in Frankreich dazu. „Die politische Situation in Paris ist fragil, und Frankreich kämpft mit einem hohen Budgetdefizit.“ Diese Kombination – so lange sie anhält – laste auf französischen Staatsanleihen und generell auf dem Appetit ausländischer Investoren für französische Assets, kommentiert er. Im Gegenzug dazu sieht Engels einige andere europäische Länder auf einem guten Weg, was sich dann auch wiederum an den Kapitalmärkten widerspiegelt. „Wir erleben eine Zweiteilung in Europa. Peripherieländer wie Griechenland, Irland, Spanien und Portugal haben in den vergangenen Jahren die notwendigen wirtschaftlichen Reformen umgesetzt und stehen heute besser da als die europäischen Kernstaaten.“

Geopolitische Veränderungen wirken als Problemkatalysator

Die wirtschaftlichen Probleme bekommen nach Ansicht von Engels eine zusätzliche Dringlichkeit aufgrund der Veränderung des geopolitischen Umfelds. Davon sieht er die europäischen Staaten besonders betroffen. „Europa wird von drei Seiten mit Herausforderungen konfrontiert. Die USA wenden sich sicherheitspolitisch dem asiatischen Raum zu, verlangen einen höheren europäischen Verteidigungsbeitrag und legen eine härtere Gangart in der Handelspolitik an den Tag. Russland agiert zunehmend aggressiv, auch gegen europäische NATO-Staaten. China will mit einer massiven Subventionierung der Exportindustrie sein heimisches Wachstumsproblem lösen und europäische Marktanteile in Hochtechnologiebranchen erobern.“ Insbesondere vom Kurs der neuen US-Regierung erwartet er politische Störfeuer für die Kapitalmärkte. „Trumps Agenda ist bekannt. Die Märkte wissen grundsätzlich, was auf sie zukommt. Im Zuge der politischen Umsetzung kann es aber immer wieder zu Phasen von Unsicherheit und Volatilität kommen“, prognostiziert er. „Umso wichtiger wird es für Europa, die Strukturprobleme entschlossen anzugehen.“

Überraschungspotenzial für europäische Anlagen

Wird dieser Prozess glaubwürdig gestartet, sieht Engels positives Überraschungspotenzial für europäische Anlagen. „Die ersten Handelswochen 2025 mit einer starken Wertentwicklung europäischer Wertpapiere zeigen, was möglich ist“, analysiert er den – auch im internationalen Vergleich – sehr erfreulichen Jahresstart an den Börsen. „Europäische Assets bieten erhebliches Aufwärtspotenzial, wenn die Herausforderungen entschlossen angegangen werden.“ Gerade angesichts der strukturellen Probleme Europas bleiben Internationalisierung und Differenzierung für Engels aus Anlegersicht zentral. „Es besteht eine Kluft bei Wachstum, Standortbedingungen und Anlagechancen zwischen Europa und vielen anderen Teilen der Welt. Investoren sollten diesen Fakt in ihrer Vermögensaufteilung berücksichtigen. Der Rückstand ist aber kein Automatismus, sondern veränderbar“, fasst Engels zusammen.

„Mehr Wachstum durch höhere Investitionen und der Abbau von bürokratischen Hemmnissen sind notwendig und erreichbar. Die Weichen dafür müssen 2025 vor allem in Brüssel, Paris und Berlin gestellt werden.“ Anlegerinnen und Anlegern empfiehlt er daher, die politischen Entwicklungen mit ins Kalkül zu ziehen, sich aber von der aufgeregten Stimmung der öffentlichen Debatte nicht abschrecken zu lassen. „Ein kühler Kopf und ein klarer Kompass sind bei der Geldanlage 2025 wichtiger denn je. Für ein aktives Fondsmanagement bietet die absehbar erhöhte Volatilität durchaus Chancen. Aktivität und Einzeltitelselektion bleiben auch im Jahr 2025 die Schlüsselfaktoren für erfolgreiches Investieren“, rät er mit Blick auf das Anlagejahr.

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