Die chemische Industrie im Rheinland hat das Potenzial, bis 2045 treibhausgasneutral zu werden. Dazu bedarf es einer Kombination aus erneuerbaren Energien, alternativen Ressourcen und einer optimierten Infrastruktur für die Chemieregion. Das zeigt die neue Studie "ChemCologne.Neutral" der Brancheninitiative ChemCologne, die verschiedene Szenarien und Technologien für eine Netto-Null-Transformation beleuchtet. Die Studie wurde heute an NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur übergeben.

Wettbewerbsfähigkeit der Chemieregion Rheinland im Fokus

In der Studie des Analyseinstituts Carbon Minds wurden fünf Szenarien untersucht, mit denen die Treibhausgasneutralität in der Chemieregion Rheinland bis 2045 erreicht werden kann. Je nach Szenario ergeben sich für die chemische Industrie im Rheinland bis 2045 Betriebskosten (laufende Kosten wie Löhne, Vorleistungen, Abgaben) von insgesamt neun bis 21 Milliarden Euro pro Jahr und Investitionskosten (Bau von Produktions-, Entsorgungs- und Recyclinganlagen sowie Werksinfrastruktur) von 22 bis 39 Milliarden Euro.

Damit die daraus resultierenden Kosten für die Transformation auch in Zukunft in einem wettbewerbsfähigen Rahmen bleiben, benötigen die Unternehmen eine ausreichende Verfügbarkeit von Technologien und Ressourcen, um handlungsfähig zu sein. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Verbraucher den Wert einer treibhausgasneutralen Produktion erkennen und die Politik faire Wettbewerbsbedingungen im globalen Umfeld ermöglicht.

Bessere industriepolitische Rahmenbedingungen erforderlich

Das unterstreicht auch Christoph Kappenhagen, Vorstandsvorsitzender von ChemCologne: „Die Unternehmen der Chemieregion Rheinland gehen den Weg zur Klimaneutralität 2045 konsequent weiter. Denn beispielsweise der Ausbau der Kreislaufwirtschaft bietet langfristig große Chancen, hier wollen wir Innovationsführer bleiben. Angesichts der enormen Herausforderungen, die die Studie für die Zukunft skizziert, wird dies aber nur gelingen, wenn die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen heute nicht darunter leidet. Deshalb appelliere ich an die Politik: Unterstützen Sie die Unternehmen der chemischen Industrie auf dem Weg zur Klimaneutralität und schaffen Sie schnellstmöglich bessere industriepolitische Rahmenbedingungen wie niedrigere Energiekosten, weniger Bürokratie und stärkere Investitionsanreize. Denn wir wollen den Weg weitergehen, stehen aktuell aber vor großen Herausforderungen“, so Kappenhagen.

Mix aus Schlüsseltechnologien, Ressourcen und Infrastruktur nötig

Durch Recycling können in der Region jährlich 2,2 bis 3,5 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente eingespart und die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen reduziert werden. Weitere Ergebnisse: Auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität benötigt die chemische Industrie im Rheinland jährlich bis zu 35 Terawattstunden klimaneutralen Strom und bis zu 77 Terawattstunden Wasserstoff. Hinzu kommen biogene Rohstoffe, Wertstoffkreisläufe und ein umfassender Ausbau der Energie- und CO2-Netze. Die bestehenden Verbundstandorte in der Region ermöglichen zudem durch Energierückgewinnung und Wärmeintegration erhebliche Einsparungen beim Primärenergiebedarf – bis zu 45 Prozent bis 2045. Zusätzliche Technologien wie industrielle Wärmepumpen und Elektrifizierung bieten weitere Einsparpotenziale von bis zu 29 Prozent.

Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie und des Landes Nordrhein-Westfalen: „Die Chemieindustrie im Rheinland zeigt mit der Studie von ChemCologne deutlich, dass Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand gehen können. Die Transformation hin zu einer treibhausgasneutralen Produktion bietet die einmalige Chance, unsere Industrie zukunftsfähig zu machen und dabei unsere Klimaziele zu erreichen. Dafür braucht es verlässliche Rahmenbedingungen und gezielte Investitionsanreize. Als Landesregierung setzen wir uns entschlossen für den zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien, eine leistungsfähige Wasserstoffinfrastruktur und den Ausbau der Kreislaufwirtschaft ein. Gemeinsam stellen wir die Weichen für eine klimaneutralen und auch in Zukunft wirtschaftlich starken Chemiestandort Nordrhein-Westfalen.“

Die rund 260 Unternehmen der chemischen Industrie im Rheinland mit ihren rund 70.000 Beschäftigten, die mehr als ein Fünftel des Gesamtumsatzes der deutschen chemischen Industrie erwirtschaften, spielen eine Schlüsselrolle bei der Transformation zur Klimaneutralität. Mit innovativen Technologien, effizienten Prozessen und nachhaltigen Produkten kann die Region den Wandel zu einer treibhausgasneutralen Chemieindustrie in Deutschland und Europa entscheidend beschleunigen, so Dr. Arndt Selbach, Leiter des Wesselinger Chemieparks von Evonik und Sprecher des Studienlenkungsausschusses: „Unsere Studie zeigt: Die Chemieindustrie im Rheinland kann ein Motor für Klimaschutz und Wohlstand sein – wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen. Packen wir es gemeinsam an!“

Über die Studie:

Die Studie „ChemCologne.Neutral“ wurde mit freundlicher Unterstützung von Deutsche Infineum, Evonik, IHK Düsseldorf, IHK Köln, LyondellBasell, OQ Chemicals, Yncoris, Currenta, Ineos, RWE und Westlake Vinnolit erstellt. Darüber hinaus ist die Expertise von zahlreichen weiteren Unternehmen der Region eingeflossen.

Über den ChemCologne e.V.

ChemCologne e.V. ist eine Initiative der chemischen Industrie im Rheinland mit dem Ziel, die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Chemieregion Rheinland weiter zu entwickeln, zukunftsfähig aufzustellen und bei in- und ausländischen Investoren noch bekannter zu machen. Dabei werden wir von den Chemieunternehmen der Region, dem Arbeitgeberverband Chemie Rheinland, der Stadt Köln, weiteren Städten und Kreisen, den Industrie- und Handelskammern zu Düsseldorf und Köln, der Bezirksregierung Köln, den Hochschulen der Region, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes NRW Global Business und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie getragen und unterstützt. Die Chemieregion Rheinland steht für 260 Unternehmen, die mit rund 70.000 Beschäftigten einen Umsatz von rund 35 Milliarden Euro (2023) erwirtschaften. Das entspricht rund 21 Prozent des Umsatzes der deutschen chemischen Industrie.

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