Jahr für Jahr weniger Neubau, dabei gibt es jetzt schon zu wenig Wohnraum – die Lage im Immobiliensektor ist aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg eine Belastung für den gesamten Wirtschaftsstandort. Vor diesem Hintergrund werden die staatlichen Pläne zur Steigerung der Energieeffizienz in der Branche intensiv diskutiert, wie der jetzt veröffentlichte Nachhaltigkeitsbericht zur Immobilienwirtschaft der IHK zeigt.

„Das Bevölkerungswachstum in unserer Region wird sich den Prognosen zufolge auf absehbare Zeit fortsetzen“, sagt Jürgen Pütz, IHK-Vizepräsident und Vorstandsvorsitzender der Volksbank Köln Bonn eG. „Der Wohnungsbau hält damit nicht Schritt. Angesichts des Rückgangs der Bautätigkeit wird sich das Problem sogar noch weiter verschärfen.“

„Kurzfristige Änderungen bei Förderungen sorgen für Verunsicherung“

Mehr Klimaschutz und mehr bezahlbarer Wohnraum als Ziele bei zugleich massiv angestiegenen Baukosten – diese Gemengelage sorgt im Immobiliensektor für erhebliche Herausforderungen. In Nordrhein-Westfalen sind mehr als 20 Prozent der Gebäude vor 1949 und fast 70 Prozent vor 1979 errichtet worden. Um eine höhere Energieeffizienz zu erreichen, sind für die IHK realistische und zielgenaue Vorgaben wichtig, die auch wirtschaftlich umsetzbar sind. Ökologisch sinnvolle Maßnahmen, die sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht rechnen, sollten dabei entsprechend gefördert werden.

„Genauso wichtig ist Planungssicherheit. Ein Beispiel: Kurzfristige Änderungen bei den Förderkulissen zur energetischen Sanierung sorgen in einem herausfordernden Umfeld nur für weitere Verunsicherung“, sagt IHK-Vizepräsident Pütz.

Wohnungsmangel hat Auswirkungen auf Fachkräfte und Verkehr

Die Situation hat Folgen für die gesamte Wirtschaft, sagt Prof. Dr. Stephan Wimmers, IHK-Geschäftsführer für Standortpolitik: „Bei einem zu geringen Wohnungsangebot in einer wachsenden Region wird es für die Unternehmen noch schwieriger, Fachkräfte zu finden. Auch für die Verkehrsinfrastruktur wächst die Belastung, wenn Beschäftigte wegen der schwierigen Wohnungssituation größere Pendelwege auf sich nehmen. Politik, Verwaltung und Wirtschaft müssen hier gemeinsam im Dialog für bessere Rahmenbedingungen zusammenarbeiten.“

Laut dem jüngsten Wohnungsmarktbericht der Stadt Bonn geht die Anzahl der Mietangebote kontinuierlich zurück. Die durchschnittliche Angebotskaltmiete hat sich von 2015 bis 2022 um mehr als 30 Prozent erhöht. In der Region sind insgesamt seit 2020 in jedem Jahr weniger neue Wohnungen als im Vorjahr fertiggestellt worden. Ergebnis ist ein angespannter Wohnungsmarkt.

Zur Immobilienwirtschaft zählen rund 6.300 Unternehmen in Bonn/Rhein-Sieg. Mehr Informationen zur Branche und den aktuellen Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Energieeffizienz, erfahren Sie im neuen IHK-Nachhaltigkeitsbericht zur Immobilienwirtschaft.

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