Die konjunkturelle Lage im Saarland hat sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte erheblich verschlechtert. Das signalisieren die Meldungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und zu den Erwartungen für die kommenden sechs Monate. So gab der IHK-Lageindikator um 5,8 Punkte auf 11,8 Zähler nach. Einen vergleichbaren Wert gab es zuletzt im Dezember 2020, inmitten der Corona-Krise. Verantwortlich für den Einbruch ist die schwache Industriekonjunktur. Insbesondere der Fahrzeugbau und der mit ihm eng verflochtene Maschinenbau klagen über eine deutlich verschlechterte Geschäftslage. Dagegen gab es im Dienstleistungssektor insgesamt kaum Veränderungen gegenüber dem Vormonat. Relativ stabil zeigen sich die Aussichten der Unternehmen – dies allerdings auf niedrigem Niveau. Der IHK-Erwartungsindikator gab gegenüber Juni nur leicht um 0,5 Punkte auf minus 8,8 Zähler nach. Damit ist jedoch die spürbare Aufhellung der Geschäftsaussichten in den vergangenen Monaten erst einmal beendet. „Der seit Jahresbeginn erhebliche Rückgang der Auftragseingänge in der Industrie schlägt sich allmählich in den Umsätzen nieder. Insbesondere das Exportgeschäft leidet. Vor dem Hintergrund einer in weiten Teilen der Welt positiven Konjunkturentwicklung ist dies beunruhigend, denn in der Vergangenheit hatte die Saarwirtschaft von einer solchen Situation immer profitiert. Dass diese Regel nun offenbar an Gültigkeit verliert, liegt am zunehmenden Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. In Kombination mit einem deutschlandweit nur schwachen Konsum und zugleich nur mäßigen Investitionen verheißt das nichts Gutes für unsere künftige Wohlstandsposition. An diesem Befund ändert auch das von der Bundesregierung kürzlich vorgelegte Wachstumspaket nichts. Gemessen am Reformbedarf ist es bestenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. Für mehr Wachstum braucht es endlich eine umfassende Entlastung der Unternehmen und mehr Investitionen.“ So kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé die Ergebnisse der Juli-Umfrage der IHK Saarland, an der sich rund 300 Unternehmen mit gut 100.000 Beschäftigten beteiligten.

Insgesamt bewerten 31 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut, 50 Prozent mit befriedigend und 19 Prozent mit schlecht. Nach wie vor gut bis sehr gut laufen die Geschäfte in der Elektroindustrie sowie in Teilen der Stahlindustrie. Überwiegend befriedigend ist die Lage im Ernährungsgewerbe, in der Gummi- und Kunststoffindustrie, im Stahlbau, bei den Herstellern von Metallerzeugnissen, in der Medizintechnik sowie bei den Gießereien. Auch im Fahrzeugbau ist die Geschäftslage inzwischen nur noch überwiegend befriedigend. Verantwortlich hierfür ist der substantielle Produktionsrückgang in der inländischen Automobilindustrie in Höhe von sechs Prozent im ersten Halbjahr sowie die damit einhergehenden Rückgänge bei Abrufen von Teilen und Komponenten aus der saarländischen Zulieferindustrie. Im Bauhauptgewerbe ist die Situation weiterhin angespannt.

Im Dienstleistungsgewerbe berichten 82 Prozent der befragten Unternehmen von guten oder befriedigenden Geschäften. Überwiegend gut laufen die Geschäfte in der IT-Wirtschaft. In der Finanzwirtschaft ist die Lage größtenteils befriedigend. Im Handel sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe zeigt sich hingegen nach wie vor ein uneinheitliches Stimmungsbild.  

Für Freihandel eintreten und Wettbewerbsfähigkeit verbessern

Für die kommenden sechs Monate bleiben die Aussichten der Saarwirtschaft verhalten. Lediglich vier Prozent der Betriebe rechnen mit besseren, 13 Prozent dagegen mit schlechteren Geschäften. Das Gros der Unternehmen – 83 Prozent – geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. „Die Hoffnung, dass der Export die Konjunktur in diesem Jahr anschiebt, hat sich bislang nicht erfüllt. Umso besorgniserregender ist es, dass zwischen der EU, den USA und China eine Ausweitung des Handelskonfliktes droht. Bereits die von der EU vorgesehenen Ausgleichszölle für chinesische E-Autos tragen das Risiko in sich, dass sich die gegenseitigen Sanktionen hochschaukeln. Eine weitere Eskalation ist aber definitiv nicht im Interesse unserer Exportwirtschaft. Deutschland und die EU sind stattdessen gut beraten, den internationalen Wettbewerb anzunehmen und zu fördern. Das bedeutet, mit umfassenden Reformen und einer Neujustierung des Green Deals die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu verbessern und damit mehr Wachstum zu ermöglichen“, so Thomé.

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