Im unterfränkischen Bundorf ging am 28. September einer der größten Solarparks in Deutschland ans Netz. Etwa ein Drittel der 125 Megawatt großen Erneuerbaren-Energien-Anlage wurde in Bürgerhand realisiert. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Digitalministerin Judith Gerlach nahmen die Anlage gemeinsam mit der Gemeinde und den Projektpartnern in Betrieb. Der Solarpark erzeugt rund 131 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich. Rechnerisch kann er damit den Energiebedarf für private Haushalte des gesamten Landkreises Haßberge und darüber hinaus decken. Es ist in mehrfacher Hinsicht ein Energiewendeprojekt wie aus einem Lehrbuch: Neben der Bürgerbeteiligung zählen dazu der ganzheitliche Ansatz der EGIS eG, der neben Strom auch die Einbindung von Fernwärme beinhaltet. Außerdem berücksichtigte MaxSolar bei der Realisierung weitreichende Naturschutzaspekte. Die Projektpartner konnten mit ihrem Konzept und einer offenen Kommunikation die Zustimmung von Gemeinde und den Anwohnenden erreichen. Für sie fand am Abend der Inbetriebnahme ein großes Fest statt.

Die Freiflächen-Solaranlage in Bundorf umfasst eine Fläche von 125 Hektar. Mehr als 232.000 Photovoltaikmodule wandeln dort die Energie der Sonne in erneuerbaren Strom um. Symbolisch nahm der bayerische Ministerpräsident zusammen mit Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Digitales, die Anlage mittels eines riesigen Steckers in Betrieb. Gerlach erklärte: „Bei diesem Projekt profitieren alle: Die Bürgerinnen und Bürger durch nachhaltige Energie aus der Region, die Gemeinde durch ortsnahe Wertschöpfung und natürlich nicht zu vergessen: Umwelt und Klima. Gerade als örtliche Ministerin macht mich das richtig stolz. Das ist gelebte Klimawende aus Unterfranken!“

Die 125 Megawatt starke Anlage spart jährlich rund 90.000 Tonnen CO2 ein. Das entspricht etwa der Summe an Klimagasen, die 8.000 Personen in Deutschland im Jahr verursachen. In Bundorf leben etwa 900 Menschen. Rechnerisch können mit dem regenerativen Strom des Solarparks knapp 40.000 Vier-Personen-Haushalte versorgt werden. Das reicht über die Grenzen des Landkreises Haßberge hinaus, in dem rund 85.000 Menschen leben.

Akzeptanz bei den Menschen: Zustimmung durch Bürgerbeteiligung

Etwa 40 Hektar des Solarparks verbleiben in der Hand der Bürgerinnen und Bürger. „Über eine Mitgliedschaft in unserer Energiegenossenschaft können sich die Bürger vor Ort, aber auch jeder Interessierte in Deutschland, an der Anlage beteiligen“, erklärt Pascal Lang, Vorstandsvorsitzender der EGIS eG. Er fügt an: „Mit einer Einlage ab 150 Euro engagiert man sich aktiv für die Energiewende. Gekoppelt mit der Dividende von zuletzt sechs Prozent wirft die Investition damit neben dem monetären auch einen sinngebenden Gewinn ab.“ Das Beteiligungskonzept der Energiegenossenschaft hat zur breiten Zustimmung im Gemeinderat beigetragen, der den Bau 2022 einstimmig beschlossen hat.

Auch die Bevölkerung vor Ort konnten die Projektpartner durch eine offene Kommunikation überzeugen. Erst im September 2022 hatte MaxSolar mit dem Bau des Solarparks begonnen, im Jahr zuvor begann das Genehmigungsverfahren. „Wir brauchen für den Ausbau erneuerbarer Energien ein neues Deutschlandtempo. Mit gerade einmal 24 Monaten vom Start der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme des solaren Kraftwerks konnten wir gemeinsam mit der Gemeinde, den Behörden und dem Netzbetreiber belegen, wie Energiewende auch schnell gehen kann“, sagt Christoph Strasser, Geschäftsführer von MaxSolar.

Gehen Hand in Hand: Energiewende und Naturschutz

Der Solarpark steht auf einer Fläche mit mäßiger Bodenqualität und geringen Jahresniederschlägen, sie wird deshalb für die Landwirtschaft nicht genutzt. Das macht  die Fläche zu einem besonders geeigneten Ort für einen Solarpark. Durch das Konzept von MaxSolar fördert das Projekt die Biodiversität: „Wir lassen zwischen den Modulen Blumenwiesen mit regionalen Sorten wachsen. Sie bieten Kleintieren und Insekten Lebensraum und Nahrung. Größere Wildtiere können die Anlage über einen Korridor von einem Habitat in ein anderes queren“, erklärt Christoph Strasser.

Die von MaxSolar realisierten Maßnahmen zahlen positiv auf den Naturschutz und die ländliche Entwicklung ein. Deshalb trägt die Anlage das Gütesiegel „Gute Planung“ des Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne). Vertreter der Organisation haben sich bei der Inbetriebnahme vor Ort davon überzeugt, dass die strengen Kriterien erfüllt werden. Die Freiflächenphotovoltaik-Anlage liegt in einem in Wälder eingebetteten Tal nördlich von Bundorf und ist von dort nicht einsehbar.

Im Doppelpack: Strom und Wärme

Haushalte und Gebäude der öffentlichen Hand in Bundorf profitieren nicht nur vom grünen Strom, sondern auch von klimafreundlicher Wärme: Die Photovoltaik-Anlage speist einen Teil der Sonnenenergie in eine neu errichtete Fernwärmenetz ein. „Das Konzept der Bundorfer Anlage ist einmalig in Deutschland; bisher wurde die Leistung von Energiewendeprojekten nicht ganzheitlich ausgeschöpft. Mit dieser Anlage beweisen wir, dass man Solaranlagen sektorenübergreifend denken kann und sollte“, informiert Pascal Lang.

So funktioniert die Fernwärmeidee in Bundorf: Eine Teilfläche des Solarparks von etwa zwei Megawatt speist ihre Energie in das stromgeführte, rund 1,6 Kilometer lange Fernwärmenetz ein. Der Erste Bürgermeister von Bundorf, Hubert Endres, freut sich über die Investitionen und empfindet das Konzept „als echten Glücksgriff für die Gemeinde, die zukünftig nicht nur nachhaltig versorgt, sondern auch von Einnahmen aus dem PV-Park profitieren wird.“

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