„Die Zahlen zeigen: Es geht in die richtige Richtung. Im besten Fall verdoppelt sich der Zubau 2023 noch im Vergleich zu 2022. Das wäre ein wichtiger Schritt“, freut sich Tina Schmidt vom Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg. „Wir dürfen uns auf den guten Zahlen des aktuellen Jahres allerdings nicht ausruhen. Damit sich der wachsende Strombedarf im Land klimafreundlich decken lässt, muss das Plus beim Photovoltaik-Ausbau weiterhin deutlich steigen. Noch sind viele Potenziale ungenutzt und das regionale Gefälle ist zu groß.“
Starker Zubau innerhalb eines Jahres
Im Vergleich zum Vorjahr wuchs in Baden-Württemberg vor allem die neu installierte Leistung bei Photovoltaik-Anlagen an und auf Gebäuden. Dazu zählen beispielsweise Aufdachanlagen, Fassaden-Photovoltaik und Stecker-Solargeräte. Lag die neu hinzugekommene Leistung im ersten Halbjahr 2022 noch bei 331 Megawatt, betrug sie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres schon 748 Megawatt. Das entspricht einem Anstieg um 125 Prozent.
Auch bei Freiflächenanlagen hat sich der Zubau mehr als verdoppelt. Zu bestehenden Anlagen kam im ersten Halbjahr 2023 eine installierte Leistung von 107 Megawatt hinzu. Im gleichen Zeitraum 2022 lag die Leistung aller neuen Freiflächen-Solarstromanlagen bei 52 Megawatt.
Gebäudeanlagen: Regionen im Osten Baden-Württembergs führen
Auffällig ist der ungleichmäßige Pro-Kopf-Zubau im Bundesland. In dicht besiedelten Gebieten ist er niedriger. Geographisch betrachtet schneidet der Osten des Landes besonders gut ab. Im Vergleich der zwölf Regionen liegt Donau-Iller im Süd-Osten mit 106 Watt Zubau pro Kopf vorn. Wie im vergangenen Jahr führt die Region damit die Photovoltaik-Liga Baden-Württemberg bei Gebäudeanlagen an. Auf Rang zwei folgt Heilbronn-Franken mit 100 Watt pro Kopf. Platz drei belegt die Region Bodensee-Oberschwaben mit einer Pro-Kopf-Leistung von 89 Watt. Schwarzwald-Baar-Heuberg (83 Watt/Kopf) liegt vor Ostwürttemberg (75 Watt/Kopf) auf Rang vier. Die Region Hochrhein-Bodensee reiht sich in der Mitte ein, mit 74 Watt pro Kopf.
Auf den hinteren Rängen liegen der Mittlere Oberrhein mit 55 Watt pro Kopf (Platz zehn) und Rhein-Neckar mit 53 Watt pro Kopf (Platz elf). Schlusslicht ist die Region Stuttgart mit 45 Watt pro Kopf. Metropolen haben es klassischerweise schwerer als ländlich geprägte Regionen, beim Pro-Kopf-Zubau von Solaranlagen mitzuhalten. Das liegt an der hohen Siedlungsdichte. Auf den vielen Mehrparteienhäusern in Großstädten ist weniger Fläche für Photovoltaik-Anlagen pro Kopf verfügbar als auf Einfamilienhäusern oder Bauernhöfen auf dem Land. In Mehrparteiengebäuden müssen sich die Wohnungseigentümer zudem über den Bau einer Solaranlage einig sein, Mieterstrommodelle werden oft als kompliziert wahrgenommen. „Diese Hemmnisse können das Ausbau-Potenzial von Mehrparteienhäusern erheblich schmälern. Das gilt auch für Verwaltungsgebäude sowie Gewerbe- und Industriebauten, die in Metropolregionen vermehrt vorkommen“, erklärt Tina Schmidt.
Eine Ausnahme von der Regel ist die bevölkerungsstarke Region Südlicher Oberrhein. Sie hat im ersten Halbjahr 2023 eine neu installierte Leistung von 69 Watt pro Kopf und damit Platz sieben in der Photovoltaik-Liga erreicht.
Regionen-Ranking bei Freiflächensolaranlagen
Bei den Freiflächenanlagen zeigt sich ein ähnliches Bild, hier dient die verfügbare Bodenfläche der Region als Bezugsgröße. Die Unterschiede im Ranking sind jedoch deutlicher als bei Gebäudeanlagen: Die Region Donau-Iller liegt auch hier auf Rang eins – mit 179 Watt pro Hektar. Das übersteigt den Wert des Zweitplatzierten, Schwarzwald-Baar-Heuberg (46 Watt/Hektar), um mehr als das Dreifache. „Donau-Iller ist im ersten Halbjahr 2023 einsamer Spitzenreiter beim Zubau von Freiflächensolarparks. Es ist schön, dass sich die Region so für den Solar-Ausbau engagiert. Das Gefälle zwischen den Regionen ist jedoch deutlich zu hoch“, beurteilt Tina Schmidt die Ergebnisse. „Wir erkennen keinen Zusammenhang zwischen der verfügbaren Bodenfläche und dem Zubau an Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Oft entscheidet das Engagement vor Ort darüber, ob verfügbare Flächen für Solarparks genutzt werden oder nicht. In den meisten Regionen ist hier noch viel Luft nach oben.“
Die Ränge drei bis fünf belegen die Regionen Nordschwarzwald (43 Watt/Hektar), Rhein-Neckar (40 Watt/Hektar) und Heilbronn-Franken (35 Watt/Hektar). Danach sinkt der Ausbau von Freiflächenanlagen drastisch auf rund neun Watt pro Hektar in Ostwürttemberg und Bodensee-Oberschwaben sowie 3 Watt pro Hektar im Südlichen Oberrhein. Auf den Plätzen neun und zehn folgen die Region Stuttgart und Hochrhein-Bodensee mit weniger als einem Watt pro Hektar. In den Regionen Mittlerer Oberrhein und Neckar-Alb kam in diesem Jahr bislang kein Solarpark neu hinzu.
Photovoltaik-Liga ermittelt auch Zubau in Landkreisen
Die Photovoltaik-Liga zeigt auch den Photovoltaik-Zubau in den Landkreisen Baden-Württembergs. Bei Gebäudeanlagen liegen 2023 bislang Biberach, Hohenlohe und Main-Tauber vorn. Der Landkreis Alb-Donau tut sich bei Freiflächenanlagen hervor – mit starken 381 Watt pro Hektar. Es folgen Enz und Neckar-Odenwald auf den Plätzen zwei und drei. Die genauen Ergebnisse werden online sowie von den regionalen Photovoltaik-Netzwerken veröffentlicht.
Die Zahlen und Grafiken zum Photovoltaik-Zubau in den Regionen und Landkreisen Baden-Württembergs gibt es unter www.photovoltaik-bw.de.
Rangliste zeigt Regionen-Vergleich
Die Photovoltaik-Liga Baden-Württemberg ist eine Rangliste der beim Solarstromausbau erfolgreichsten Regionen und Landkreise im Südwesten. Erstellt wird die regelmäßig aktualisierte Liste, indem die neu zugebaute Leistung auf und an Gebäuden in Watt pro Kopf und auf Freiflächen in Watt pro Hektar umgerechnet wird. Das macht Regionen mit unterschiedlicher Bevölkerungsdichte und Größe miteinander vergleichbar.
Die Daten basieren auf dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur, aufbereitet vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg fördert das Photovoltaik-Netzwerk.
Über das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg
Das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg gibt neue Impulse für den Ausbau der Sonnenstromnutzung im Südwesten, bringt Akteure zusammen und unterstützt so die Energiewende in allen zwölf Regionen Baden-Württembergs. Als Anlaufstelle richten sich die regionalen Netzwerke an Kommunen, Unternehmen, Landwirtinnen und Landwirte, Umweltschutzverbände, Bürgerinnen und Bürger und weitere Institutionen. Alle Interessierte, Institutionen und Unternehmen sind eingeladen, sich einzubringen und das Netzwerk zu nutzen. Mit Informations- und Fachveranstaltungen, Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Wissens- und Erfahrungsaustausch sollen Vorbehalte abgebaut und die klimafreundliche Energiebereitstellung direkt vor Ort beschleunigt werden.
Landesweit koordiniert wird das Netzwerk von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg und dem Solar Cluster Baden-Württemberg. Die zwölf regionalen Netzwerke werden von Akteuren vor Ort organisiert, insbesondere von Energie- und Klimaschutzagenturen sowie Hochschulen und Wirtschaftsförderungen. Aktuell sind mehr als 400 Institutionen und Unternehmen im landesweiten Netzwerk aktiv. Das Photovoltaik-Netzwerk BW wird gefördert vom Umweltministerium Baden-Württemberg.
Regionale Ansprechpersonen stehen unter: www.photovoltaik-bw.de
KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH
Kaiserstraße 94a
76133 Karlsruhe
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Telefax: +49 (721) 98471-20
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