Dem auf der Vollversammlung verlesenen Grundsatzbeschluss zur Umstrukturierung der Bildungsinfrastruktur stimmte das Gremium mit überwältigender Mehrheit zu. „Dass der Grundsatzbeschluss von der Vollversammlung so deutlich angenommen wurde, spricht für den Zusammenhalt des südbadischen Handwerks“, zeigt sich Kammerpräsident Ullrich zufrieden, „diese Aufgabe können wir nur bewältigen, wenn wir alle an einem Strang ziehen.“ Der Vorstand der Handwerkskammer hatte das Themenfeld im Vorfeld viele Monate lang intensiv beraten und gab ein daraus resultierendes klares Bekenntnis zum Grundsatzbeschluss an die Vollversammlung.
Bereits seit einigen Jahren arbeitet die Handwerkskammer Freiburg mit Nachdruck an der effizienteren und wirtschaftlicheren Nutzung ihrer Bildungshäuser. Mit den wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukrainekrieges schreiben Vorstand und Geschäftsleitung der Sanierung der Bildungsinfrastruktur eine noch größere Dringlichkeit zu. In seiner Ansprache an das Gremium betonte Kammerpräsident Ullrich: „Wir brauchen den großen Wurf, der unsere Bildungsinfrastruktur auf neue, stabilere Beine stellt.“
Nicht zuletzt durch den demografischen Wandel haben sich die Auszubildendenzahlen im südbadischen Handwerk in den vergangenen 40 Jahren halbiert. Die daraus resultierende fehlende Kursauslastung in der überbetrieblichen Ausbildung zahlreicher Gewerke sorgt dafür, dass viele Bildungsstandorte in der aktuellen Form nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können.
Aus diesem Grunde sollen Konzepte entwickelt werden, die die Ressourcen und Kompetenzen der verschiedenen Standorte sinnvoll bündeln und dabei die Qualität der Bildungsangebote noch weiter ausbauen. Ullrich erklärte: „Den Grundsatz der wohnortnahen überbetrieblichen Ausbildung müssen wir unter den aktuellen Bedingungen schweren Herzens über Bord werfen. Das ist keine Frage des Wollens, sondern des Könnens.“
Hinzu kommt der große energetische Sanierungsbedarf der Gebäude der Gewerbe Akademie. „Der Sanierungsstau lässt sich nicht weiter umfahren“, konstatierte Ullrich in seiner Rede, „wir sehen schon jetzt, wie sehr die Energiekosten der Standorte aus dem Ruder laufen. Zudem werden die Energiepreise wohl eher weiter steigen als sinken.“ Selbst mit viel Fantasie könne man hier nicht mehr von Wirtschaftlichkeit sprechen, so Ullrich.
Machbarkeitsstudie als Grundlage
Dem Sanierungsvorhaben und der geplanten Umstrukturierung der Bildungsstandorte liegt eine vertiefte Machbarkeitsstudie zugrunde. Auf der Vollversammlung wurde der aktuelle Stand dieser Studie dem Gremium präsentiert. In dieser ist auch eine Verlagerung der Kammerverwaltung aus der Bismarckallee an den Standort der Gewerbe Akademie in Freiburg-Landwasser vorgesehen. Die Planung der erforderlichen Neubauten und Modernisierungen an den Standorten Freiburg und Offenburg sind ebenfalls Teil der Studie und bedeuten eine klare Aufwertung beider Bildungshäuser.
Zeitlich bleibt man bezüglich des Vorhabens realistisch. Christof Burger, Vizepräsident der Handwerkskammer Freiburg machte deutlich: „Das alles wird eine Menge Zeit in Anspruch nehmen. Der Prozess des Umbaus wird mehr als ein ganzes Jahrzehnt prägen.“ Er bekräftigte: „Unser Ziel bleibt dabei aber klar: leistungsfähige und attraktive Ausbildungszentren für unser Handwerk in Südbaden.“ Auch finanziell wird die Umstrukturierung der Bildungsinfrastruktur ein Kraftakt, der ohne staatliche Unterstützung von Land und Bund nicht zu bewältigen sein wird. „Die Gespräche mit Land und Bund verlaufen konstruktiv und vertrauensvoll und wir sind zuversichtlich, dass wir die nötigen Zusagen erhalten“, so Burger.
Die Ansprache von Kammerpräsident Johannes Ullrich im Wortlaut finden Sie auf unserer Homepage unter www.hwk-freiburg.de/de/presse-medien/standpunkte
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