Währungsbereinigtes Umsatzwachstum
Wie bereits am 19. Januar 2023 bekannt gegeben, stieg der währungsbereinigte Nettoumsatz im Jahr 2022 um 4,8%. Der Nettoumsatz in Schweizer Franken sank um 2,0% auf CHF 3’392 Mio. Grund für den leichten Rückgang waren negative Währungseffekte in Höhe von CHF 234 Mio.
Die europäischen Märkte verzeichneten im Jahr 2022 trotz einer starken Vorjahresperiode positive Wachstumsraten in allen Ländern und Regionen. Sie legten insgesamt währungsbereinigt um +4,3% zu. Sehr stark wuchs nach wie vor die Region Nahost/Afrika mit +21,4%. Zulegen konnten auch Amerika (+2,8%) und die Region Fernost/Pazifik (+6,5%). Bei den Produktbereichen wuchsen die Rohrleitungssysteme währungsbereinigt mit +10,8%, die Installations- und Spülsysteme um +2,0% und die Badezimmersysteme um +2,3%.
Deutlich höhere Kosten beeinflussten operative Margen negativ
Die massiv angestiegenen Kosten sowie die Währungsentwicklung beeinflussten die Ergebnisse im Jahr 2022 auf allen Stufen deutlich negativ. Der operative Cashflow (EBITDA) ging um 15,0% auf CHF 909 Mio. zurück, was einer EBITDA-Marge von 26,8% (Vorjahr 30,9%) entspricht. Im Berichtsjahr stiegen die Preise im Vergleich zur Vorjahresperiode bei den Rohmaterialien insgesamt währungsbereinigt um 19% und bei der Energie um 101%, was zusätzliche Kosten von CHF 244 Mio. verursachte. Aufgrund des mehrstufigen Vertriebs in der Sanitärindustrie können Verkaufspreisanpassungen nur mit einer zeitlichen Verzögerung umgesetzt werden, weshalb die höheren Rohmaterial- und Energiepreise im Jahr 2022 noch nicht vollständig kompensiert wurden. Tarifbedingt angestiegene Personalkosten, weitere Investitionen in die Digitalisierung sowie die ungünstige Währungsentwicklung belasteten die operativen Margen zusätzlich.
Das Betriebsergebnis (EBIT) nahm um 16,3% auf CHF 755 Mio. ab, was einer EBIT-Marge von 22,3% (Vorjahr 26,1%) entspricht. Beim Nettoergebnis führten der Rückgang bei den operativen Ergebnissen, ein Finanzergebnis praktisch auf Vorjahresniveau sowie eine – aufgrund eines positiven Einmaleffekts – deutlich tiefere Steuerquote insgesamt zu einer unterproportionalen Abnahme von 6,5% auf CHF 706 Mio. Dies entspricht einer Nettoumsatzrendite von 20,8% (Vorjahr 21,8%). Das beschleunigte AktienrückkaufProgramm wirkte sich positiv auf den Gewinn je Aktie aus, der lediglich um 4,0% auf CHF 20.48 (Vorjahr CHF 21.34) zurückging. In lokalen Währungen stieg der Gewinn pro Aktie um 4,7%.
Tieferer Free Cashflow
Der Free Cashflow ging um 30,6% auf CHF 562 Mio. zurück, was hauptsächlich auf den tieferen operativen Cashflow, negative Auswirkungen aus Veränderungen im Nettoumlaufvermögen und den stark negativen Währungseffekt zurückzuführen war. Positiv wirkten sich die im Vorjahresvergleich tieferen Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Anlagen aus. Die Free-Cashflow-Marge erreichte 16,6% (Vorjahr 23,4%).
Finanzielles Fundament unverändert stark
Das trotz Rückgang im Jahr 2022 nach wie vor gesunde Niveau beim Free Cashflow und die tiefe Verschuldung ermöglichten eine Fortsetzung der attraktiven Dividendenpolitik und weitere Aktienrückkäufe bei gleichzeitiger Beibehaltung des sehr gesunden finanziellen Fundaments der Gruppe.
Die Bilanzsumme reduzierte sich unter anderem aufgrund von Währungseffekten von CHF 3’772 Mio. auf CHF 3’429 Mio. Die liquiden Mittel (inkl. Wertschriften und sonstige kurzfristige Geldanlagen) nahmen von CHF 511 Mio. auf CHF 206 Mio. ab – nicht zuletzt aufgrund des beschleunigten Aktienrückkauf-Programms. Daneben standen nicht beanspruchte Betriebskreditlinien für das operative Geschäft in Höhe von CHF 722 Mio. zur Verfügung. Die Finanzverbindlichkeiten erhöhten sich von CHF 784 Mio. im Vorjahr auf CHF 1’030 Mio. Insgesamt resultierte per Ende 2022 eine Zunahme der Netto-Schulden um CHF 551 Mio. auf CHF 824 Mio. Das Nettoumlaufvermögen nahm im Vergleich zum Vorjahr um CHF 80 Mio. auf CHF 237 Mio. zu. Die Sachanlagen verringerten sich von CHF 956 Mio. auf CHF 948 Mio. Die Position Goodwill und immaterielle Anlagen nahm von CHF 1’493 Mio. auf CHF 1’410 Mio. ab. Das Verhältnis von Netto-Schulden zu Eigenkapital (Gearing) erhöhte sich von 13,7% im Vorjahr auf 55,0%. Die Eigenkapitalquote reduzierte sich auf 43,7% (Vorjahr 52,7%). Das Verhältnis der Netto-Schulden zum EBITDA nahm auf 0,9x zu (Vorjahr 0,3x). Bezogen auf das durchschnittliche Eigenkapital betrug die Eigenkapitalrendite (ROE) 42,7% (Vorjahr 37,6%). Die Rendite auf dem investierten Betriebskapital (ROIC) ging leicht zurück auf 26,5% (Vorjahr 27,1%).
Das am 17. September 2020 begonnene Aktienrückkauf-Programm 2020–2022 wurde am 16. Juni 2022 abgeschlossen. Insgesamt wurden 826’251 Namenaktien für CHF 500 Mio. zurückgekauft, entsprechend 2,3% des zu diesem Zeitpunkt im Handelsregister eingetragenen Aktienkapitals. Der Rückkauf erfolgte auf einer für den Aktienrückkauf eingerichteten zweiten Handelslinie zum Zweck der Kapitalherabsetzung. Nach Beendigung des Aktienrückkauf-Programms 2020–2022 wurde am 20. Juni 2022 ein neues Aktienrückkauf-Programm gestartet. Es sollen über einen Zeitraum von zwei Jahren Namenaktien bis zu einem Betrag von maximal CHF 650 Mio. zurückgekauft werden. Auf Basis des Schlusskurses der Geberit Namenaktie vom 16. Juni 2022 entsprach dies rund 1’400’000 Namenaktien. Die Namenaktien werden wiederum auf einer zweiten Handelslinie an der SIX Swiss Exchange zwecks Kapitalherabsetzung zurückgekauft. Bis zum 31. Dezember 2022 wurden im Rahmen des Programms 627’600 Aktien zu einem Betrag von CHF 286 Mio. erworben. Der durchschnittliche Kaufpreis je Aktie betrug CHF 456. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 1’109’452 Aktien zu einem Betrag von CHF 570 Mio. erworben.
Umweltleistung erneut deutlich verbessert
Die absolute Umweltbelastung der Geberit Gruppe nahm im Jahr 2022 um 17,1% ab. Der währungsbereinigte Nettoumsatz nahm im selben Zeitraum um 4,8% zu, weshalb sich die Umweltbelastung im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (Ökoeffizienz) sogar um 20,9% reduzierte. Seit der Integration der energieintensiven Keramikproduktion im Jahr 2015 verbesserte sich die Ökoeffizienz um 56,8%. Bezüglich des langfristigen Zielwerts, der auf einer durchschnittlichen Verbesserung von 5% pro Jahr basiert, liegt Geberit damit weiterhin sehr gut auf Kurs.
Im Vergleich zum Vorjahr sind die absoluten CO2-Emissionen um 18,1% auf 150’591 Tonnen substanziell gesunken. Im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz reduzierten sich die CO2-Emissionen um 21,9%. Damit konnte das im Rahmen der CO2-Strategie gesetzte, mittelfristige Ziel, die CO2-Emissionen jährlich um 5% zu reduzieren, deutlich übertroffen werden. Seit 2015 ist es gelungen, die CO2-Emissionen im Verhältnis zum währungsbereinigten Nettoumsatz (CO2-Intensität) um 56,4% zu senken. Diese substanzielle Abnahme resultiert aus der Reduktion des Energieverbrauchs, der Erhöhung der Effizienz sowie durch den gezielten Zukauf von hochwertigen erneuerbaren Energieträgern.
Bereits zum dritten Mal in Folge erhielt die Geberit Gruppe für ihr Nachhaltigkeitsmanagement die Platin-Auszeichnung von EcoVadis. Es ist die höchste Auszeichnung, die im Rahmen der jährlichen Beurteilung vergeben wird. Geberit platzierte sich damit erneut unter den Top-1-Prozent der bewerteten Unternehmen. EcoVadis hat sich als einer der weltweit grössten Anbieter von Nachhaltigkeitsbewertungen etabliert und ein globales Netzwerk von über 100’000 Unternehmen in rund 175 Ländern geschaffen.
Tiefere Investitionen
Die Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Anlagen betrugen 2022 CHF 155 Mio. oder CHF 14 Mio. beziehungsweise 8,4% weniger als im Vorjahr. Bezogen auf den Nettoumsatz lag die Investitionsquote bei 4,6% (Vorjahr 4,9%). 38% der Gesamtinvestitionen flossen in die Erweiterung der Kapazitäten zur Bewältigung des Umsatzwachstums. 47% wurden für die Modernisierung der Sachanlagen und damit für die weitere Steigerung der Produktionseffizienz eingesetzt. Zudem wurden 6% in Rationalisierungsmassnahmen mit Bezug zu Sachanlagen sowie 9% in die Anschaffung von Werkzeugen und Betriebsmitteln für neu entwickelte Produkte investiert. Alle wichtigen grösseren Investitionsprojekte wurden plangemäss umgesetzt.
Anzahl Mitarbeitende zurückgegangen
Ende 2022 beschäftigte die Geberit Gruppe weltweit 11’514 Mitarbeitende. Das entspricht einem Rückgang von 295 Personen oder -2,5% im Vorjahresvergleich. Die Abnahme war auf personelle Kapazitätsanpassungen in den Bereichen Produktion und Logistik – hauptsächlich temporäre Arbeitskräfte – aufgrund des Volumenrückgangs zurückzuführen.
Innovation als Basis für künftiges Wachstum
Die im Branchenvergleich überdurchschnittliche Innovationsstärke von Geberit beruht auf einer breit abgestützten eigenen Forschungs- und Entwicklungstätigkeit (F&E). Im Berichtsjahr wurden insgesamt CHF 72 Mio. (Vorjahr CHF 78 Mio.) oder 2,1% des Nettoumsatzes in die Neu- und Weiterentwicklung von Produkten, Verfahren und Technologien investiert. Zudem wurden im Rahmen der Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Anlagen erhebliche Ausgaben für Werkzeuge und Betriebsmittel für die Fertigung von neu entwickelten Produkten getätigt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden 27 Patente angemeldet, in den letzten fünf Jahren insgesamt 180 Patente.
Anhaltend attraktive Ausschüttungspolitik
Der ordentlichen Generalversammlung der Geberit AG vom 19. April 2023 wird vom Verwaltungsrat eine Dividendenerhöhung von 0,8% auf CHF 12.60 vorgeschlagen. Die Ausschüttungsquote von 61,8% des Nettoergebnisses liegt im mittleren Bereich der vom Verwaltungsrat definierten Bandbreite von 50 bis 70%.
Im Berichtsjahr wurden CHF 1’003 Mio. beziehungsweise 178% des Free Cashflows im Rahmen der Dividendenzahlung und des Aktienrückkauf-Programms an die Aktionäre ausgeschüttet, was gut 6% der Marktkapitalisierung von Geberit per 31. Dezember 2022 entspricht. Über die letzten fünf Jahre wurden rund CHF 3,1 Mrd. in Form von Ausschüttungen oder Aktienrückkäufen an die Aktionäre zurückbezahlt, was 95,0% des Free Cashflows in dieser Zeitperiode entspricht.
Verwaltungsratspräsident Albert M. Baehny stellt sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung
Der Verwaltungsrat der Geberit AG beantragt der Generalversammlung vom 19. April 2023, die Altersgrenze für die Mitglieder des Verwaltungsrats, dessen Präsidenten und die Mitglieder des Vergütungsausschusses von 70 auf 75 Jahren zu erhöhen. Als Konsequenz dieser Anpassung wird sich Albert M. Baehny für das kommende Jahr erneut zur Wahl in den Verwaltungsrat und als Verwaltungsratspräsident stellen.
Ausblick 2023
Die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten und makroökonomischen Risiken machen einen Ausblick sehr schwierig. Es wird insgesamt ein anspruchsvolles Umfeld für die Bauindustrie im Jahr 2023 erwartet. Die spezifischen Herausforderungen für die Sanitärindustrie ergeben sich aus:
• potenziellen Nachwirkungen der Vorzieheffekte aus dem COVID-19-bedingten HomeImprovement-Trend der letzten Jahre,
• der rekordhohen Inflation und höheren Zinsen sowie
• der temporären Verschiebung in einigen europäischen Ländern von Sanitär- zu Heizungslösungen, hauptsachlich zu Wärmepumpen.
Positive Einflussfaktoren für die Sanitärindustrie ergeben sich aus:
• dem grundsätzlichen Bedarf an Renovierungen und Neubauten im Wohnungsbau in verschiedenen europäischen Märkten, beispielsweise in Deutschland,
• dem strukturellen Trend zu höherwertigen Sanitärstandards und
• dem positiven Marktumfeld in mehreren aussereuropäischen Ländern wie beispielsweise Indien oder der Golfregion.
Vor dem Hintergrund des sehr herausfordernden Marktumfelds hat die Unternehmensleitung zwei Leitprinzipien für das Jahr 2023 definiert: 1) strategische Stabilität und 2) operative Flexibilität. Damit sollen die Unsicherheiten in Bezug auf die Volumenentwicklung bewältigt werden, ohne das mittelfristige Potenzial zu beeinträchtigen. Kurzfristige Herausforderungen in Bezug auf das Volumen ergeben sich vor allem aus den immer noch vorhandenen, aber deutlich reduzierten Überbeständen in den Lagern des Grosshandels. Übergeordnetes Ziel ist es auch im kommenden Jahr und unabhängig vom herrschenden Marktumfeld, in allen Märkten überzeugende Leistungen zu erbringen und wie in den Vorjahren weitere Marktanteile zu gewinnen. Dabei sollen die in den letzten Jahren neu eingeführten Produkte, die fokussierte Bearbeitung von Märkten, in denen Geberit Produkte oder Technologien noch untervertreten sind, sowie der weitere Ausbau des Dusch-WC-Geschäfts wichtige Beiträge leisten. Entsprechend der Geberit Strategie sollen parallel dazu die Geschäftsprozesse kontinuierlich optimiert und auch 2023 weiterhin hohe Margen und ein starker Free Cashflow erzielt werden. Basierend auf dem über die letzten Jahrzehnte aufgebauten, starken Fundament soll zudem die Nachhaltigkeitsperformance kontinuierlich verbessert werden.
Verwaltungsrat und Konzernleitung sind überzeugt, für die aktuellen und bevorstehenden Chancen und Herausforderungen sehr gut gerüstet und positioniert zu sein. Das Management ist überzeugt, auch künftig die mittelfristigen Ziele eines durchschnittlichen jährlichen Nettoumsatzwachstums in lokalen Währungen von 4% bis 6% und einer durchschnittlichen EBITDA-Marge von 28% bis 30% erreichen zu können.
Die weltweit tätige Geberit Gruppe ist europäischer Marktführer für Sanitärprodukte. Geberit verfügt in den meisten Ländern Europas über eine starke lokale Präsenz und kann dadurch sowohl auf dem Gebiet der Sanitärtechnik als auch im Bereich der Badezimmerkeramiken einzigartige Mehrwerte bieten. Die Fertigungskapazitäten umfassen 26 Produktionswerke, davon 4 in Übersee. Der Konzernhauptsitz befindet sich in Rapperswil-Jona in der Schweiz. Mit rund 12’000 Mitarbeitenden in rund 50 Ländern erzielte Geberit 2022 einen Nettoumsatz von CHF 3,4 Milliarden. Die Geberit Aktien sind an der SIX Swiss Exchange kotiert und seit 2012 Bestandteil des SMI (Swiss Market Index).
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