Im Jahr 2016 war der Bau der Lärmschutzwand eine Pionierleistung, denn Bauwerke dieser Art mit integrierten PV-Modulen gab es damals in Deutschland quasi nicht. Mitinitiator der Lärmschutzwand war die Neuöttinger EnergieGenossenschaft (EGIS eG). Das Bauwerk ist nicht das einzige Projekt, mit dem die EGIS eG auf sich aufmerksam macht. Seit zehn Jahren verwirklicht sie Projekte, um grünen Strom zu produzieren und die Energiewende vorantreiben. Am vergangenen Samstag feierte die Genossenschaft in Pleiskirchen gemeinsam mit circa 75 Gästen ihren zehnten Geburtstag.
„Wir investieren in der Region, aber auch deutschlandweit in PV-Anlagen und Fernwärmeprojekte“, erzählte Pascal Lang, Vorsitzender der EGIS eG, während der Jubiläumsveranstaltung. Mit großem Erfolg, wie die Bilanz der Genossenschaft Ende des Jahres 2022 zeigt: Sie zählt inzwischen mehr als 1.700 Mitglieder, von denen etwa die Hälfte Bürger aus dem Landkreis sind. „Von den 24 Gemeinden im Landkreis sind alle Mitglieder bei der EGIS eG – auch der Landkreis selbst“, betonte Lang. Dabei ist es erst zehn Jahre her, dass einige Neu- und Altöttinger die Idee hatten, eine Genossenschaft ins Leben zu rufen, die in grünen Strom investiert.
Seither können sich Interessenten mit Anteilen zu je 150 Euro an der Genossenschaft beteiligen. Mit dem Geld verwirklicht die EGIS eG seit 2013 zahlreiche PV-Freiflächen- und Dachanlagen sowie Sonderprojekte wie die Sanierung des historischen Mühlenrades an der Herrenmühle. Insgesamt sind mittlerweile 56 Millionen Euro in 27 Projekte geflossen. Die PV-Anlagen kommen auf eine Gesamtleistung von circa 51.285 kWp und gewinnen etwa 51.200 MW jährlich. Alle PV- und Wasserkraft Projekte haben in zehn Jahren insgesamt 99.250 Tonnen CO2-Emissionen eingespart, das sind umgerechnet 7.941.190 Buchen in einem Jahr.
Kein Wunder, dass Altöttings stellvertretender Landrat Konrad Heuwieser angesichts solcher Zahlen viele lobende Worte für die EGIS eG fand: „Es ist ein Glück für den Landkreis Altötting, eine EnergieGenossenschaft wie die EGIS eG als direkten Ansprechpartner für solche Projekte zu haben“.
Worüber Heuwieser sich so begeistert, entwickelte sich über die Jahre Schritt für Schritt: Die erste PV-Anlage mit knapp 30 kWp stellte die Genossenschaft im April 2013 auf dem Dach des Aventinus-Gymnasiums in Burghausen fertig. Ein Jahr später setzte sie ihr erstes Wärmekonzept für eine Kommune im Landkreis Altötting um. Die erste Elektroladestation in Neuötting nahm unter ihrer Regie im Januar 2017 den Betrieb auf. Neben verschiedenen PV-Freiflächenanlagen bundesweit war die EGIS eG unter anderem auch an einer PV-Anlage beteiligt, die im Jahr 2016 auf einem 45.000 Quadratmeter großem Dach eines weltweit führenden Online-Händlers im rheinland-pfälzischen Frankenthal entstand.
In heimischen Gefilden beschäftigte sich die Genossenschaft zudem mit einem nahezu einzigartigen Projekt – der Restaurierung des Mühlrads in der Altöttinger Herrenmühle. Wasserkraft stelle in der Region seit jeher eine Stütze für die Energieversorgung dar, ergänzte Lang. Natürlich sei bei Projekten wie diesen die Wirtschaftlichkeit wichtig, aber nicht allein ausschlaggebend. Man müsse einfach mal mutig vorangehen. „Seit 2016 liefert das historische Mühlrad mit seinen 43 Schaufeln etwa 85.000 kWh/a Ertrag. Das ist schon bemerkenswert!“.
Aktuell plant die Genossenschaft in Kraiburg im Landkreis Mühldorf den Bau einer 14 Megawatt großen PV-Anlage. In Emmerting, nur wenige Kilometer vom Neuöttinger EGIS-Verwaltungsstandort entfernt, entsteht seit geraumer Zeit unter der Regie der Genossenschaft ein Fernwärmenetz. Im unterfränkischen Bundorf verfolgt die EGIS eG für den Bau des größten zusammenhängenden PV-Parks in Bayern einen ganzheitlichen Ansatz: „Wir wollen Strom, Wärme und Elektromobilität in den ländlichen Raum bringen“, erklärte Lang.
Hinter den verschiedenen Projekten der Genossenschaft steckt viel Arbeit: Neben einem guten Netzwerk, durch das es ihr gelingt, attraktive Großprojekte zu gewinnen, bezieht die EGIS eG stets die Bürger der Kommunen mit ein, in denen PV-Anlagen entstehen sollen. „Auf Informationsveranstaltungen erklären wir ausführlich, wie die Bürger von dem Projekt profitieren: Sie erhalten grünen Strom zu stabilen Preisen und können sich finanziell an dem Projekt beteiligen“, hob Konrad Estermaier, Aufsichtsratsvorsitzender der EGIS eG, hervor. Er freue sich darüber, dass die EGIS eG seit dem ersten Jahr ihres Bestehens stets Gewinn erwirtschaftet habe und ihren Mitgliedern Jahr zu Jahr Dividende zahle.
Angesichts dieser Entwicklung lässt sich der eine oder andere Rückschlag akzeptieren, den die EGIS eG im Laufe der Jahre hinnehmen musste. Drei bis vier Projekte scheiterten komplett, aber beim Rest zahle sich der Durchhaltewillen aus, sagte Lang. „Ich habe schon viele schlaflose Nächte wegen der EGIS gehabt, aber am Ende habe sich für jedes Problem eine Lösung finden lassen“. Er ergänzte: „Wichtig ist, dass man negative Erfahrungen in positive Energie umwandelt. Das sollte einem die Bürger-Energiewende doch wert sein“. In der Tat, denn viele kleine Schritte ergeben in diesem Fall einen großen Schritt für die Energiewende.
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