Menschen mit Sehbehinderungen sollen neue, angepasste Strukturen erfahren, statt sich vorhandenen Strukturen anpassen zu müssen. Für sie ist es besonders wichtig, sich orientieren und am alltäglichen Leben teilhaben zu können. Behinderte Menschen sind ein wertvoller Teil der Gesellschaft. Diesem Gedankengang folgend haben Studierende des Studiengangs Augenoptik/Optometrie der Hochschule Aalen auf Initiative der Stadt ein Konzept zur sehbehindertengerechten Umgestaltung des Aalener Bahnhofsgeländes entworfen und unter anderem Oberbürgermeister Frederick Brütting vorgestellt.

Menschen mit Seheinschränkung eine Lobby geben und ihnen durch die Gestaltung der Umwelt Barrierefreiheit ermöglichen – das war das Ziel des Projekts „Inklusion – Sehbehindertengerechte Umgestaltung des Aalener Bahnhofsvorplatzes“. Für sehbehinderte Menschen sollen neue Strukturen geschaffen und sie sollen in aktuelle Bauplanungen miteinbezogen werden, um sich selbstständig in Aalen bewegen zu können. „Dafür ist unser Hochschulstandort, die ‚Stadt des Sehens‘, mit dem 40-jährigen Studiengang Augenoptik/Optometrie prädestiniert“, sagte Brütting bei der Vorstellung der Ergebnisse des Studierendenprojekts im Rathaus. Die Studierenden des vierten Semesters des Studiengangs Augenoptik/Optometrie beschäftigten sich mit der inklusiven Gestaltung des Aalener Bahnhofs, dem Innenbereich und Vorplatz, den Straßen, Bussen sowie dem Stadtplan. Neben Prof. Dr. Ulrich Schiefer von der Hochschule Aalen begleitete Gernöt Hörtdörfer, Orientierungs- und Mobilitätstrainer, die Studierenden bei ihrem Projekt. 

Die Bestandsaufnahme des Bahnhofs ergab, dass die Türen zur Eingangshalle sich verzögert öffnen und schließen und dass sich im zentralen Durchgangsbereich ein Hindernis in Gestalt eines Mülleimers befindet. Außerdem endet das in den Boden eingelassene Leitsystem abrupt an der Bahnhofstür. An den Treppenstufen zum Eingang und Vorplatz fehlen Kontrastmarkierungen und auch hier endet das Leitsystem vorzeitig. Aufgrund der unebenen Straßen rund um den Bahnhof und des Fehlens eines Blindenleitsystems ist die Orientierung für Sehbehinderte äußerst schwierig. Zudem halten Busse an den Übergängen, und es gibt keine festgelegten Haltebuchten. Haltestellenansagen im Bus fehlen ebenfalls und die Infoansagen sind nur an einzelnen Bushaltestellen verfügbar und werden zudem zu leise wiedergegeben. Zuletzt wurde eine Orientierungsmöglichkeit mit tastbaren Informationsdetails für das Bahnhofsgelände und die Umgebung angeregt, an welcher sich sowohl Sehbehinderte als auch Rollstuhlfahrende orientieren können. 

 Die von den Studierenden vorgetragenen Lösungsansätze stießen auf große Begeisterung seitens des Oberbürgermeisters: „Danke an die Studierenden. Es ist wichtig, dass sie dazu beitragen, die Stadt zu verändern und sich einbringen. “ Weitere Verbesserungsvorschläge sind Ampeln mit akustischem Signal, das Aufbringen von weißen Kontrastverstärkungen an Stufen und kontrastreiche Leitsysteme für Sehbehinderte. „Wir werden die Anregungen in Bezug auf den ZOB und den Bahnhofsvorplatz in unsere Planungen mit aufnehmen“, ergänzt Brütting. Um das Projekt auch künftig weiterzuentwickeln, können Betroffene Wünsche äußern, die im Rahmen einer Inklusionsgruppe (VisuAAL) gesammelt werden. Alle sind sich einig: Die Teilhabe an unserer Stadt und das eigenständige Leben muss für alle Menschen gewährleistet sein.

 Informationen zum Studiengang unter www.hs-aalen.de/ao

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