• Die Zusammenschau von archäologischen Funden mit Klimadaten aus dem präkolumbianischen Mittelamerika zeigt, dass schon die Gesellschaften der Antike erheblich vom Klima beeinflusst wurden
  • Ausbleibende Niederschläge haben sehr wahrscheinlich zu massiven Konflikten innerhalb der Eliten der antiken Maya-Metropole Mayapan auf der Halbinsel Yucatán im 13. und 14 Jhd n. Chr. geführt und schließlich zu deren Untergang
  • Dies ist ein sehr frühes Beispiel für die destabilisierende Wirkung, die Klimaveränderungen auf soziale Gefüge haben können

Der politische Zusammenbruch von Mayapan, der Hauptstadt der Maya auf der Halbinsel Yucatán im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert n. Chr., wurde wahrscheinlich durch eine Dürre ausgelöst, die gesellschaftliche Konflikte schürte, so eine neue Studie, die in Nature Communications erschienen ist. Die Ergebnisse belegen den Einfluss des Klimas auf die Stabilität der Gesellschaft schon im Altertum.

 „Indem wir Klimadaten mit historischen Quellen und archäologischen Funden zusammenlegen, ergibt sich ein erstaunlich detailreiches Bild der Maya-Gesellschaft vor 800 Jahren in Mittelamerika. Und das zeigt: Schon damals beeinflusste ein sich wandelndes Klima die menschliche Zivilisation ganz erheblich“, erklärt Dr. Norbert Marwan, Mitautor und Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK.

Die antike Maya-Stadt Mayapan in der mexikanischen Region Yucatan war über einen längeren Zeitraum von Bevölkerungsrückgang, politischen Rivalitäten und Bürgerkriegen geprägt. Zwischen 1441 und 1461 n. Chr. erreichten die Auseinandersetzungen einen unglücklichen Höhepunkt: den vollständigen Zusammenbruch der Institutionen und schließlich die Aufgabe der Stadt. Dies alles geschah während einer langanhaltenden Dürre.

Forschung zeigt Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Unruhen bei den alten Maya

Leitautor Douglas Kennett von der Universität Santa Barbara und seine Kolleginnen und Kollegen untersuchten historische Dokumente auf Aufzeichnungen über Gewalttaten und ausgegrabene menschliche Überreste aus Mayapan auf Anzeichen körperlicher Verletzungen. Anschließend verglichen die Autoren diese Anzeichen mit Indikatoren für Dürrebedingungen, die auf Klimadaten beruhen, die 1000 Jahre zurückreichen. Diese so genannten Paläoklima-Daten wurden von Norbert Marwan vom Potsdam-Institut analysiert und interpretiert. Sie brachten zutage, dass vermehrte Niederschläge mit einem Bevölkerungswachstum in Mayapan einhergingen, während spätere Rückgänge der Niederschläge mit Konflikten, u. a. innerhalb der gesellschaftlichen Elite der Stadt verbunden waren. Die Autoren vermuten, dass die anhaltende Dürre zwischen 1400-1450 n. Chr. die bestehenden innergesellschaftlichen Spannungen verschärfte, die politische Ordnung destabilisierte und schließlich zur Aufgabe der Stadt führte.

Die Forschenden nehmen an, dass die Bewohner nach dem Zusammenbruch von Mayapan in andere kleinere, besser gelegene Städte abwanderten. Diese Anpassungen sorgten für Widerstandsfähigkeit auf regionaler Ebene und führten dazu, dass die politischen und wirtschaftlichen Strukturen der Maya bis ins 16. Jahrhundert n. Chr. überdauerten. Somit waren die Auswirkungen von Dürre auf die politischen Strukturen und die gesellschaftliche Ordnung auf der Halbinsel Yucatán schon weit vor unserer Zeit sehr komplex und können als wichtiges Beispiel für die Bewältigung künftiger Klimaveränderungen dienen.

Artikel: Kennett, D.J., Masson, M., Lope, C.P. et al. Drought-Induced Civil Conflict Among the Ancient Maya. Nature Communications 13, 3911 (2022). https://doi.org/10.1038/s41467-022-31522-x

Weblink zum Artikel: https://www.nature.com/articles/s41467-022-31522-x

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