„Seit dem Auszug meiner Kinder ist unser Haus viel zu groß für meine Bedürfnisse geworden“. Hanna Wagener beklagt, was viele Wohneigentümer*innen im Laufe ihres Lebens erleben. Doch sich tatenlos mit überflüssigen Quadratmetern zu belasten, kommt für die Freiburgerin nicht in Frage. Im Rahmen der Kampagne „kleiner wohnen – besser wohnen“ entwickelte die Architektin Helma Haselberger für sie Möglichkeiten, sich innerhalb der eigenen vier Wände räumlich zu verkleinern. Denn die vom Land geförderte Kampagne bietet Interessierten kostenfrei Informationen und konkrete Beratung zur individuellen Wohnraumverkleinerung. Ins Leben gerufen und organisiert wurde sie von der Energieagentur Regio Freiburg in Kooperation mit vielen Kommunen in Freiburg und den umliegenden Landkreisen.
Ein Blick auf die Seite des statistischen Landesamtes erklärt, warum diese Kampagne Sinn macht: In Baden-Württemberg stieg zwischen der Jahrtausendwende und 2020 die Quadratmeterzahl pro Kopf um mehr als sechs Quadratmeter auf 46,7. Parallel dazu wächst der Trend, allein zu wohnen. In Freiburg etwa leben durchschnittlich nur 1,9 Personen in einer Wohnung, in den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald sind es 2,1 Personen.
Emotional nicht leicht
Dem gegenüber stehen Wohnungsnot, hohe Energiekosten und die klimatische Notwendigkeit, möglichst wenig CO2 auszustoßen. Alles gute Gründe, um den eigenen Wohnraum zu verkleinern. Warum tun sich selbst Ältere damit so schwer? „Den Wohnraum zu verkleinern, ist oft emotional nicht leicht. Zu viele Dinge brauchen einen neuen Platz.“ Architektin Haselberger berät schon lange Menschen, die attraktive Wohnformen des Zusammenlebens suchen. Sie sieht nur Vorteile: „Gerade für Ältere ist es wichtig, den Bezug nach außen aufrecht zu erhalten, andere Menschen im Haus zu haben, die auf sie achten, sich Aufgaben in Hof und Garten zu teilen.“ Die Beratung könne dazu ermutigen, unnötigen Raum auf gute Weise umzuwidmen.
Gemeint sind damit Einliegerwohnungen, Dachgeschossausbauten, die Untervermietung von Zimmern oder die Erschließung abgetrennter Wohnetagen über Außentreppen. „Besonders wichtig ist uns, dass die Beratungen nicht nur bauliche Aspekte beleuchten, sondern auch finanzielle Fragen oder baurechtliche Vorgaben thematisieren“, sagt Lea Unterreiner von der Energieagentur Regio Freiburg, die das Projekt leitet. Schließlich müsse für bauliche Maßnahmen zuerst Geld in die Hand genommen werden, dem aber langfristige Mieteinnahmen gegenüberstünden. Eine erste Bauanfrage wurde im Projekt schon getätigt.
Effizienter als nur energieeffizient
Der Staufener Architekt Michael Sellner engagiert sich seit langem für energieeffizientes Bauen und Sanieren, auch als Referent bei öffentlichen Veranstaltungen. Mit seiner Mitarbeit bei „kleiner wohnen – besser wohnen“ geht er noch einen Schritt weiter: „Als Energieberater sehe ich, dass es nichts bringt, Häuser immer energieeffizienter zu machen, wenn gleichzeitig immer weniger Menschen darin leben.“ Sellner hat schon mehrere Beratungen zur Wohnraumverkleinerung mit dem Gefühl „daraus wird etwas“ durchgeführt. Seiner Erfahrung nach müsse man den Menschen danach erstmal Zeit lassen.
„Dass ich nebenbei noch etwas für den Klimaschutz tue und vielleicht sogar andere bewege, es auch zu tun, motiviert mich besonders“. Hanna Wagener war die erste, die im Rahmen von „kleiner wohnen – besser wohnen“ ihren Wohnraum bedürfnisgerecht verkleinern wollte. Doch sie denkt über ihre eigenen Bedürfnisse weit hinaus.
Neben dem Landkreis Emmendingen unterstützt auch der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald die Kampagne. Dessen Klimaschutzmanagerin, Sabine Barden, sieht darin einen „Beitrag zur Entspannung des Wohnungsmarktes und gleichzeitig zum Klimaschutz in der Region.“
Mehr Informationen auf www.earf.de/…. Eine Informationsveranstaltung für Interessierte ist in Planung. http://www.earf.de/va-kleiner-wohnen
O-Töne und Zitate
Dipl.-Ing. Ingeborg Thor-Klauser, freie Architektin und Energieberaterin „Viele meiner Kundinnen und Kunden wohnen in Häusern, die für ihre momentane Lebenssituation eigentlich viel zu groß sind. Das kann belastend sein, denn der Aufwand, den so viele Quadratmeter erfordern, ist nicht unerheblich. Im Projekt „Kleiner wohnen – besser wohnen“ kann ich als Architektin gemeinsam mit den Menschen individuelle Lösungsansätze entwickeln, wie der Wohnraum besser genutzt werden kann. Wenn dadurch nicht nur die CO2-Emissionen gesenkt, sondern auch noch neue Lebensperspektiven durch architektonisch spannende Lösungen und mehr soziale Interaktion eröffnet werden, freut mich das besonders.“
Hanna Wagener, Eigentümerin „Seit dem Auszug der Kinder ist unser Haus viel zu groß für meine Bedürfnisse geworden. Ich bin sehr gespannt, wie der Wohnraum besser aufgeteilt werden kann. Dass ich nebenbei noch etwas für den Klimaschutz tue, und vielleicht sogar andere bewege, es auch zu tun, motiviert mich besonders."
Sabine Barden, Klimaschutzmanagerin des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald „Schön, dass dieses Projekt die Herausforderung Wohnflächenverkleinerung annimmt! Das bedeutet informatorische, finanzielle, organisatorische und emotionale Hürden zu nehmen. Gerne unterstützt der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald diesen Beitrag zur Entspannung des Wohnungsmarktes und gleichzeitig zum Klimaschutz in der Region.“
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