„Wer sich heute für eine PV-Anlage entscheidet, wird von einer absurden Bürokratie und Regelungswut regelrecht daran gehindert. Wir haben die Technologien der Zukunft, aber die Regeln von vorgestern. Antrag und Errichtung einer PV-Anlage müssen so einfach, leicht und schnell wie eine neue Telefonkarte gehen“, sagt Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft. Pünktlich zum Messestart von The smarter E Europe hat der bne 22 Vorschläge zum Bürokratie-Abbau für dezentrale Photovoltaik vorgelegt.
Die Melde- und Anschlussverfahren sind intransparent und kaum digitalisiert. Das sorgt für enorme Aufwände und bindet knappe Fachkräfte. Gerade die Unternehmen, die den dringend benötigten Ausbau erneuerbarer Energien voranbringen, müssen sich mit administrativen Detailregelungen herumschlagen. Qualifizierte Elektrofachkräfte verlieren so kostbare Zeit mit Papier und Verwaltungsarbeit, die Inbetriebnahmen der Anlagen verzögern sich und die Realisierungskosten für Anlagenbetreiber steigen. „Viele Prozesse rund um Errichtung und Betrieb einer PV-Anlage müssen unverzüglich digitalisiert und grundlegend vereinfach werden. Das sorgt für mehr Tempo und beseitigt Frustration und Abnutzungsverluste. Nur unkomplizierte Prozesse motivieren auch andere, etwas für die Energiewende zu tun“, betont Busch.
Ein grundlegendes Problem ist auch die Kleinstaaterei und mangelnde Kompetenz der rund 900 Verteilnetzbetreiber, die den Netzausbau zudem seit Jahren verzögern. So bestehen unterschiedlichste administrativen Anforderungen und ein Wildwuchs teilweise selbstgeschaffener technischer Normen. Jeder Netzbetreiber hat jeweils eigene, vielfältige Formulare in Papierform mit bis zu 50 Seiten Umfang. „Wir brauchen unverzüglich deutschlandweit einheitliche Regeln, um Solaranlagen, Speicher und Wärmepumpen leicht, sicher und schnell ans Netz zu bringen“, so Busch. „Zu den Hindernissen gehört auch, dass viele Verteilnetzbetreiber – selbst überregionale – die Handhabung der von der Bundesnetzagentur (BNetzA) festgelegten Marktkommunikation (MaKo) nicht beherrschen. Dies betrifft insbesondere Prozesse im Bereich der Direktvermarktung von Solarstrom. Hier muss die BNetzA Prüfungs- und Sanktionsrechte bekommen. So müssen Netzbetreiber gegenüber der BNetzA die Beherrschung sämtlicher Prozesse der MaKo belegen, die Nichtbeherrschung ist monatlich zu sanktionieren. Im Ergebnis ist auch dafür der Zusammenschluss und die Vereinheitlichung der Betriebsführung von Verteilernetzen die Lösung – hin zu regionalen leistungsfähigen Netzclustern als kompetente Dienstleister und Ermöglicher der Energiewende.“
Damit die eigene Solaranlage mit der Batterie und der Wallbox zum intelligenten Energiesystem wird, braucht es außerdem leistungsfähige digitale Mess- und Steuerungssysteme. „Auch hier rächt sich der völlig überbürokratisierte Digitalisierungsprozess der Energiewende. Die wettbewerblichen Messtellenbetreiber werden mit völlig überzogenen Anforderungen wie den Vorgaben zur sicheren Lieferkette – die eher einem Geldtransport als einer Zählerlieferung anstünden – und abwegigen Vorgaben zu Schaltschränken behindert. Der Pflichtrollout liefert Messysteme, die unbrauchbar grobe und verzögerte Daten übermitteln. Steuerungsboxen sind überhaupt noch nicht in Sicht.“ Eine Vermarktung und Abrechnung der erzeugten Energie oder gar die Schaffung der notwendigen Flexibilitätsmärkte ist so unmöglich. Dabei sind leistungsfähige sichere Lösungen technische längst vorhanden. Die neue Energiewirtschaft braucht nun die Freiheit sie auch einzubauen.
Neben diesen Beispielen gibt es eine große Anzahl weiterer, teilweise absurder Regeln und Vorgaben, die geeignet sind, die Energiewende zu einem Feld für leidensbereite Einzelkämpfer statt zu einer inspirierenden Energiewende für alle zu machen. Dies zu verhindern und die notwendigen Veränderungen aufzuzeigen, hat sich der bne zur Aufgabe gemacht und schlägt 22 Punkte vor, mit denen der gordische Bürokratieknoten durchgeschlagen werden kann.
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