Mit zwölf energiepolitischen Maßnahmen kann die Wärmewende in Deutschland entscheidend vorankommen – und die Wärmeversorgung klimafreundlicher, günstiger, unabhängiger und sicherer machen. Das geht aus einem heute in Berlin veröffentlichten Impulspapier hervor.  

„Leider kommt Deutschland beim klimafreundlichen Wohnen viel zu langsam voran”, sagt Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berline AG. „Der Klimawandel und der Krieg in der Ukraine führen uns aber vor Augen, dass Klimaschutz und Versorgungssicherheit zusammengehören und wir gerade in der Wärmeversorgung unabhängiger von fossilen Energiequellen werden müssen.”

Konkret schlägt Vattenfall vor, bestehende Stadtwärmenetze auszubauen und auf Klimaneutralität umzustellen. „Unsere Stadtwärme ist ein großer Hebel für eine schnelle Wärmewende. Sie kann klimafreundliches Wohnen skalieren”, so Wielgoß. Dafür fordert Vattenfall – wie auch Werner Lutsch, Geschäftsführer des Energieeffizienzverbands AGFW – ein schnelles Ausrollen der Bundesförderung effiziente Wärmenetze. „Das Programm braucht eine Laufzeit bis 2030 und eine finanzielle Ausstattung von mindestens 2,5 Milliarden Euro pro Jahr”, fordert Lutsch.

Mit einer Reihe von Vorschlägen möchte Vattenfall die städtische Wärmeversorgung unabhängiger von Gas und Kohle machen. Für sogenannte Power-to-Heat-Anlagen – große Elektrokessel, die überschüssigen erneuerbaren Strom nutzen, um Wasser zu erhitzen – brauche es auch über das Jahr 2023 hinaus eine Befreiung von Netzentgelten, um Investitionen anzuregen. „Auch der Netzausbau, gerade mit Blick auf leistungsfähige Stromleitungen in städtischen Gebieten, muss schneller gehen”, betont Wielgoß.

Weiterhin fordert Vattenfall, Abwärme – etwa aus Rechenzentren, Abwasser oder industriellen Prozessen und insbesondere Energie aus Abfällen – konsequenter zur Wärmeerzeugung zu nutzen als bislang. „Statt Müll aus den Städten herauszuschaffen und teils ungenutzt im Umland zu verbrennen, sollte der Abfall in den Städten verbleiben und dort nach dem Verursacherprinzip in die Klimabilanz aufgenommen werden. Wird er hier statt im Umland klimaschonend verwertet, kann die resultierende Hitze für die Stadtwärme genutzt werden – wie es mit zwei Drittel der Berliner Abfälle bereits seit den 1960er Jahren geschieht”, fordert Wielgoß.

Auch in Biomasse aus Gartenabfällen, Waldrestholz oder Kurzumtriebsplantagen sieht Vattenfall großes Potenzial – denn sie setzt bei der Verbrennung nur so viel CO2 frei, wie sie zuvor zwischengespeichert hat. „Mengenmäßig ist Biomasse aber nur begrenzt verfügbar”, bemerkt Lutsch. „Sie sollte deshalb nicht überall, sondern gezielt dort eingesetzt werden, wo es energetisch am sinnvollsten ist – und das ist in Wärmenetzen der Fall.”

Perspektivisch sieht Vattenfall auch bei Erdwärme durch Tiefengeothermie und Wasserstoff wichtige Stützen der Wärmewende. „Hier ist die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft besonders wichtig”, sagt Wielgoß, „Bei der Tiefengeothermie brauchen wir gezielte Anreize und Absicherungen, um Potentiale vor allem in Ballungsräumen aufzuspüren. Beim Wasserstoff ist eine belastbare Infrastruktur entscheidend.”

Darüber hinaus regt das Unternehmen an, den volatilen Strommarkt im Sinne einer Sektorenkoppelung besser auf einen trägen Wärmemarkt abzustimmen. „Hier werden Speicherlösungen und intelligente Wärmenetze in Zukunft eine wichtige Rolle spielen”, unterstützt Lutsch. Der AGFW-Geschäftsführer drängt zudem darauf, das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) anzupassen und bis 2030 zu verlängern.

Für klimafreundliche Wärmelösungen brauche es zudem bessere Anreize. Vattenfall schlägt eine Reform der sogenannten Wärmelieferverordnung vor, um die ansteigenden fossilen Rohstoffpreise bei Investitionsentscheidungen einzupreisen. „Kostenneutralität zum Schutz der Mieter:innen ist zwar sinnvoll, deren Berechnung deckt den wahren Preis von CO2 aber derzeit noch nicht ausreichend ab”, sagt Wielgoß. Für Investitionen sei entscheidend, neue Technologien wirtschaftlich attraktiver und erneuerbaren Strom günstiger zu machen. Davon profitierten nicht nur Stadtwärmenetze, sondern auch Wärmepumpen in Einfamilienhäusern. Die Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin AG ist überzeugt: „In Summe werden diese Maßnahmen unsere Wärmeversorgung klimafreundlicher, unabhängiger, günstiger und sicherer machen.”

Der Link zum Papier:

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