Der Branchenumsatz der deutschen Kunststoffverarbeitung stieg im vergangenen Jahr um 12,6 Prozent auf 69,4 Mrd. Euro. Dennoch stehen die Unternehmen unter starkem Ergebnisdruck. Gründe dafür sind die exorbitanten Kostenexplosionen bei Rohstoffen und Energie sowie die vielfältigen Lieferverzögerungen und dadurch bedingte Auftragsaussetzungen, insbesondere in der Automobil-Zulieferung. Insgesamt wurden 2021 in Deutschland 15 Millionen Tonnen (+5,6 Prozent) Kunststoffe verarbeitet, davon 2,2, Mio. Tonnen recycelte Kunststoffe. Die Anzahl der Beschäftigten ist mit knapp 322.000 stabil.
Der wirtschaftliche Ausblick auf das Jahr 2022 bleibt sehr gemischt und mit hohen Unsicherheiten bezüglich Kosten und Verzögerungen verbunden. Auch wenn die Hälfte der Unternehmen Umsatzzuwächse erwartet, rechnet gut ein Viertel mit weiter sinkenden Ergebnissen, zeigt die GKV-Umfrage unter den Mitgliedern. In der Konsequenz denken etliche Unternehmen über Produktionsverlagerungen oder -einstellungen bis hin zur kompletten Betriebsaufgabe nach. Mit fatalen Folgen für die Wirtschaft insgesamt, warnt Roth: „Die Politik muss die staatlichen Aufschläge auf die Energiepreise dringend zurückfahren. Das Vorziehen der EEG-Reform kann nur ein erster Schritt sein. Eine Senkung der Stromsteuer und eine Entbürokratisierung der Regelung für den nationalen CO2-Preis müssen folgen.“
Trotz der unsicheren wirtschaftlichen Lage hält die Industrie an den Zielen Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz fest. Allerdings bremsen die hohen Kosten die Investitionsbereitschaft. Der Umfrage zufolge liegen dringend erforderliche Investitionen in Energieeffizienz, Klimaschutz, Modernisierung der Produktion und Digitalisierung derzeit auf Eis.
GKV-Präsident Roland Roth hob die neu gegründete Initiative „Wir sind Kunststoff“ hervor, in der sich die Industrien der KunststoffWertschöpfungskette von Erzeugung, Maschinenbau über die Verarbeitung bis hin zu Recycling und Entsorgung zusammengeschlossen haben. Er forderte die Politik und die Anwender von Kunststoffprodukten zum sachlichen Dialog und zur Mitarbeit auf. „Wenn eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft tatsächlich erreicht werden soll, müssen die neu hinzukommenden Anforderungen unbedingt Eingang finden in die Kriterienkataloge der Kunden, des Handels und der Verbraucher. Alle müssen begreifen, dass eine erfolgreiche Umsteuerung nicht nur immer den jeweilig anderen Partner betreffen kann, sondern auch eigenes Umdenken und entsprechende Aktionen erfordert,“ appelliert Roth. Das sei umso wichtiger, weil sich Kunststoff in der CoronaPandemie erneut als vielfältiger und unersetzlicher Problemlöser erwiesen habe.
Der GKV-Präsident bleibt aber optimistisch: „Wir werden 2022 als Kunststoffverarbeiter weiterhin das Beste aus den polymeren Werkstoffen herausholen und die anstehenden Aufgaben erfolgreich bearbeiten. Dabei werden wir nachweisen, dass Kunststoff im Gegensatz zu allen Unkenrufen wesentliche Beiträge zur Lösung der gesellschaftlichen und gerade auch der ökologischen Herausforderungen leistet.“
Der GKV ist die Spitzenorganisation der deutschen Kunststoff verarbeitenden Industrie. Als Dachverband bündelt und vertritt er die gemeinsamen Interessen seiner Trägerverbände und agiert dabei als Sprachrohr gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Die Kunststoff verarbeitende Industrie ist mit einem Jahresumsatz von 69,4 Mrd. € und 321.529 Beschäftigten in 2.905 Betrieben einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland. Die vorwiegend mittelständisch geprägte Branche zeichnet sich durch hohe Innovationskraft und eine vielfältige Produktpalette aus. Kunststoffe werden zu Verpackungen, Baubedarfsartikeln, technischen Teilen, Halbzeugen, Konsumwaren und vielen anderen Produkten verarbeitet.
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