„Der Handel benötigt die Innenstädte, die Innenstädte benötigen den Handel.“ Mit diesem Satz fasste Winfried Bernartz, Vollversammlungsmitglied der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg das zentrale Ergebnis des IHK-Einzelhandelsreports 2022 zusammen, der heute beim Pressegespräch in der IHK präsentiert wurde. Insgesamt verfügt der stationäre Einzelhandel in der Region Bonn/Rhein-Sieg über eine Verkaufsfläche von 1,43 Millionen Quadratmetern. Davon entfallen 980.000 Quadratmeter auf den Rhein-Sieg-Kreis und 453.000 Quadratmeter auf Bonn. Das Verkaufsflächenwachstum der vergangenen Jahre fällt gering aus, während das Umsatzwachstum durch die Auswirkungen der Pandemie schwankt. So gab es im vergangenen bundesweit einen Rückgang von etwa einem Prozent im stationären Bereich, während der Onlinehandel um 26 Prozent zulegen konnte.

Die allgemeine Kaufkraft beträgt in Bonn 26.925 Euro pro Einwohner, im Rhein-Sieg-Kreis sind es 26.055 Euro. Mit einem Kaufkraftindex von 110,1 bzw. 106,5 liegt die Region über dem bundesdeutschen Mittelwert von 100.

„Die Kaufkraft in der Region ist also überdurchschnittlich. Ferner sollen die Einwohnerzahlen in den nächsten Jahren weiter steigen. Dies zusammen mit einem hohen und sehr gut ausgebildeten Nachwuchsreservoir und einer facettenreichen Wirtschaftsstruktur macht die Region für den Einzelhandel grundsätzlich interessant“, so Bernartz. Dennoch sei der Handel ständigen Herausforderungen ausgesetzt, wie IHK-Geschäftsführer Professor Dr. Stephan Wimmers ausführte: „Die Corona-Pandemie stellt eine Zäsur für den Einzelhandel dar. Während sich der Zuwachs im Onlinehandel teils verdreifacht hat, ist es im stationären Bereich zu einem Rückgang gekommen.“ Die Pandemie wirkt hierbei als Beschleuniger bereits begonnener Prozesse. Dieser Aspekt erschwert den Händlern die rechtzeitige Anpassung an die Nachfrage. Positiv ist bei der Pandemie zumindest der ausgelöste Digitalisierungsschub zu nennen. „Viele Händler haben sich neue digitale Vertriebskanäle erschlossen, um zumindest die Umsatzeinbußen ein wenig auszugleichen. Dies wäre vor Corona in dem Umfang nicht denkbar gewesen“, so Wimmers weiter.

In vielen Städten gehen die Passantenfrequenzen zurück, was sich negativ auf die Kundenströme auswirkt. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Der coronabedingte Lockdown und ein vorsichtigeres Kundenverhalten, aber auch die zunehmende Nutzung von Homeoffice und die verkehrliche Erreichbarkeit sind hier zu nennen. „Hier müssen wir ansetzen und die Frequenzen wieder erhöhen. Das gelingt uns, indem wir das Angebot der Innenstädte breiter aufstellen, sie müssen multifunktionaler werden, indem Behördengänge, Restaurantbesuche, Freizeit, Kultur und natürlich auch der Handel dort ermöglicht werden. Dann kann der stationäre Handel auch weiterhin seine Stärken in Form von individueller Beratung und direkter Produktmitnahme ausspielen“, sagt Winfried Bernartz.

Der IHK Bonn/Rhein-Sieg ist zudem die verkehrliche Erreichbarkeit der Innenstädte mit allen Verkehrsmitteln ein wichtiges Anliegen. Diese trägt zur Wettbewerbsgleichheit der einzelnen Standorte bei. Es bedarf von Seiten der Politik und Verwaltung die richtigen Entscheidungen, etwa zum Erhalt von Parkraum in den Städten, zur Schaffung weiterer Park & Ride-Parkplätze im Umland, zur Verbesserung des ÖPNV-Takts oder zur besseren Koordinierung von Baustellen. Die Kappung des Bonner City-Rings sieht die IHK als kontraproduktiv.

Der Einzelhandelsreport findet sich zum Download auf der Website der IHK Bonn/Rhein-Sieg.

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