Tageslicht ist vor allem für die Inszenierung der Werke impressionistischer Maler entscheidend. Daher steuern PFC200-Controller auf Basis eines ausgefeilten Algorithmus den Lichteinfall im Erweiterungsbau des Kunstmuseums Zürich.

Die «Hütte des Zollwärters in Verengeville», der «Seinearm bei Giverny» oder auch die «Felspyramide von Port-Coton bei rauer See» von Claude Monet fangen in einem atemberaubenden Stil die Schönheit der Landschaften ein. Zwar sind diese Werke in Rotterdam, Boston und Moskau ausgestellt, stehen aber exemplarisch dafür, wieso Tageslicht für deren Inszenierung entscheidend ist. «Wir zeigen viele Werke von Impressionisten, die als Maler unter freiem Himmel ihre Farbpalette wählten und die Bilder komponierten», so Kommunikationsleiter Björn Quellenberg vom Kunsthaus Zürich. Kunstlicht würde dieses Zusammenspiel der Farben schlichtweg verfälschen.

Aber nicht nur deswegen spielt im Erweiterungsbau des britischen Architekten David Chipperfield das Tageslicht eine wichtige und entscheidende Rolle. «Das Ober- und Seitenlicht entspricht auch den idealen Lichtverhältnissen, das Künstler in ihren Ateliers bevorzugen», führt Björn Quellenberg ein weiteres Argument an. Ausserdem, sagt er, fühlten sich Besucherinnen und Besucher bei natürlichem Licht sehr wohl, weshalb dieses dem Streben nach einer hohen Aufenthaltsqualität für das Publikum geschuldet sei.

Komplexer Reglungsalgorithmus

Mit diesen Vorgaben im Lastenheft trugen die Bauträger der Rebsamen Technocasa AG in Horw eine Knacknuss auf. Wieso das vor allem steuerungstechnisch eine sehr grosse Herausforderung ist, beschreibt Projektleiter Tancredi Tormen so: «Es gibt im Erweiterungsbau zwei Arten von Ausstellungssälen. Bei den einen wird das Oberlicht durch das Zusammenspiel von Beschattungsmarkisen und Lamellen in den Raum geleitet, bei den anderen über Seitenlichtsäle.»

Weil das Tageslicht aber je nach Sonnenstand und Jahreszeit aus unterschiedlichen Winkeln aufs Gebäude fällt, die Kunstwerke aber immer im gleichen Licht erscheinen sollen, genügte die Installation von ein paar Lichtsensoren und das Schreiben eines einfachen Algorithmus nicht. «In dieser Regelung stecken ein paar tausend Stunden Programmieraufwand», beschreibt Tancredi Tormen deren Komplexität. Der Code integriert zwar Bibliotheken, die für die Lichtsteuerung des Kunstmuseums Basel und der Fondation Beyeler geschrieben wurden, doch letztendlich, so der Projektleiter, sei auch dieser ein Unikat, der nicht per copy-and-paste einfach auf ein anderes Projekt übertragen werden könne.

Tageslichtabhängige Ansteuerung von Lamellen und Markisen

Wieso das so ist, lässt sich am Beispiel der Raumdatenbank ganz gut erklären. Sie ist das Herzstück für die Regelungstechnik und integriert neben den Abmessungen jedes einzelnen Ausstellungssaales ebenso dessen Lichteinlässe und idealen Lux-Mittelwert. Diesen ermittelte das Institut für Tageslichttechnik Stuttgart für jeden der knapp 40 Ausstellungssäle separat.

Um die Kunstwerke ins richtige Tageslicht zu setzen, greift ein PFC200-Controller auf die in der Raumdatenbank hinterlegten Werte zurück und steuert gezielt die Lamellen und Markisen an. Im Hintergrund gleichen sich derweil Aussensensoren, die neben der Lichtstärke auch den Sonnenstand erfassen, permanent mit den Lichtsensoren in den Ausstellungssälen ab und korrigieren bei Bedarf die Winkel der Lamellen und Markisen. Ist das einfallende Tageslicht zu schwach, um die Malereien wirkungsvoll zu inszenieren, dimmt die Steuerung so viel Kunstlicht als erforderlich hinzu.

Bei der Umsetzung der Steuerung bezog die Rebsamen Technocasa übrigens den Lichtplaner des Kunstmuseums mit ein. Er kann über WLAN aufs komplette Gebäude zugreifen und für jeden Ausstellungssaal die Parameter einzeln festlegen. Dies kann beispielsweise bei einem Wechsel der Ausstellung erforderlich sein, wenn eine neue Anordnung der Kunstwerke eine Anpassung des Lichts erfordern sollte.

Rebsamen Technocasa AG

Kunsthaus Zürich

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