Die Spitzenpositionen öffentlicher Unternehmen bleiben wie in der Privatwirtschaft weiterhin fest in den Händen von Männern – Frauen sind dort nach wie vor deutlich unterrepräsentiert und auch die Entwicklung stagniert.

Im bundesweiten Schnitt ist erstmals seit Studienbeginn 2018 ein marginaler Rückgang von 0,2 Prozentpunkten bei Frauen in Top-Managementpositionen öffentlicher Unternehmen zu verzeichnen. Allerdings sind die Entwicklungsunterschiede im Städtevergleich weiter erheblich. Wie im Vorjahr wurden vakante Top-Managementpositionen häufiger mit Männern neu besetzt; nur bei 13,8 Prozent kam es bei einer zuvor männlich besetzten Position zu einem Wechsel zu einer Frau.

Dies geht aus der Studie “Repräsentation von Frauen im Top-Management öffentlicher Unternehmen: Ein deutschlandweiter Städtevergleich” der Zeppelin Universität (ZU) in Kooperation mit der Personalberatung zfm hervor.

„Besonders bemerkenswert ist, dass in einigen Städten kontinuierliche Anstiege bei der Repräsentation vorliegen, dagegen in vielen anderen Städten die Entwicklung weiter stagniert oder in einigen Städten sogar rückläufig ist“, resümiert Professor Dr. Ulf Papenfuß, Inhaber des Lehrstuhls für Public Management & Public Policy an der ZU.

„Es gibt aber genügend Kandidatinnen auf dem Markt, die die erforderlichen Erfahrungen und Qualifikationen mitbringen. Gefragt sind nach wie vor die Aufsichtsgremien“, so Edmund Mastiaux, zfm-Geschäftsführer. Die Bonner Personalberatung unterstützt die Studie seit 2018 als Kooperationspartner und verfügt über langjährige Erfahrung und Expertise bei der Suche und Auswahl von Führungskräften im Öffentlichen Sektor.

Den aktuellen Status quo bei der Entwicklung der Repräsentation von Frauen in öffentlichen Unternehmen hat Prof. Dr. Papenfuß und sein Forscherteam erneut untersucht. Im März und April haben sie in allen 16 Bundesländern die Daten von 69 Städten und 1.466 Unternehmen mit 2.165 Führungskräften auf Frauen in leitenden Organen wie Geschäftsführung, Geschäftsleitung und Vorstand durchleuchtet. Einbezogen waren neben den Landeshauptstädten und den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen auch die jeweils vier größten Städte der Länder. Das Forscherteam richtete dabei den Blick auf insgesamt 20 Branchen, an denen die öffentliche Hand beteiligt ist, wie etwa Abfallwirtschaft, Krankenhäuser, Messen, öffentlicher Personennahverkehr, Sozialeinrichtungen oder Stadtwerke. Erstmalig wurden auch öffentliche Unternehmen der Bundes-/Landesebene in die Studie einbezogen.

Den höchsten Anteil an Frauen im Top-Management erreichten abermals die Städte ostdeutscher Bundesländer: in Brandenburg (22,4 Prozent), Sachsen (22,9 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (25,9 Prozent), und Thüringen (26,7 Prozent).

Während auch die Stadtstaaten Berlin (35,7 Prozent) und Bremen (24,3 Prozent) ihre Spitzenpositionen beibehielten, bildeten die Städte in Niedersachsen (11,8 Prozent) vor Schleswig-Holstein (10,6 Prozent) und Rheinland-Pfalz (10,4 Prozent) die Schlusslichter.

Prof. Dr. Ulf Papenfuß: „Wie gut öffentliche Unternehmen ihre Aufgaben erfüllen, hat für unseren Alltag besondere und spürbare Bedeutung. In der Debatte um eine verantwortungsvolle Unternehmensführung bzw. Public Corporate Governance und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen wird öffentlichen Unternehmen eine Vorbildfunktion zugewiesen. Im Juni 2021 haben Bundestag und Bundesrat das Zweite Führungspositionen-Gesetz beschlossen. Mit Blick auf dieses Gesetz und die empirischen Befunde dieser Studie drängt mit Macht die Frage auf die politische Agenda, inwieweit Städte, Bundesländer und Bund in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen die im Gesetz formulierten Anforderungen in Public Corporate Governance Kodizes oder Gesetzen ebenfalls zeitnah etablieren.

Ich freue mich, dass bei dieser Studie Praxis und Wissenschaft zusammengewirkt haben. Für unser demokratisches Gemeinwesen sind Forschung und Lehre im Kontext des Public Management an deutschen Universitäten ein wichtiger Zukunftsfaktor. Ich danke unserem Kooperationspartner zfm für die Förderung der Studie und die Begleitung der Diskussion in der Praxis.“

Edmund Mastiaux: „Diese Studie, die wir als Personalberatung seit 2018 sehr gerne fördern und begleiten, bringt das Thema auf den Punkt: Die Repräsentation von Frauen in Führungspositionen ist nach wie vor von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung. Die öffentliche Hand sollte geeignete Kandidatinnen aktiv ansprechen und ermutigen, ihre Managementfähigkeiten in den entsprechenden Auswahlverfahren unter Beweis zu stellen. Und: Die Arbeitgeber müssen attraktiver werden und in den Chefetagen öffentlicher Unternehmen zum Beispiel vermehrt flexible Arbeitszeitformen etablieren. Der Wettbewerb um talentierte Führungskräfte ist groß. Mit attraktiven New Work-Angeboten können Unternehmen im Öffentlichen Sektor auch gegenüber der Privatwirtschaft punkten.“

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