Der Verband verwies in einer Pressekonferenz darauf, dass die Öffnungsstrategie für den Handel nicht weiter von einzelnen Faktoren abhängen könne. Vielmehr forderte er, die Beurteilung des Infektionsgeschehens und der Infektionsdynamik auf der Grundlage einer ganzheitlichen Betrachtungsweise unter Berücksichtigung aller relevanten Indikatoren vorzunehmen. Entscheidend sei für den Verband dabei, dass inzwischen auch Gerichte und andere Experten in Zweifel ziehen, dass das alleinige Abstellen auf keine Daten – und Faktenlage basierende Festlegung von Inzidenzwerten, die allein auf die Frage abstellen, ob die Gesundheitsämter ausreichende Verfolgungskapazitäten haben, noch verhältnismäßig sind.
Mittlerweile würden valide Studien und Erkenntnisse von Krankenkassen, der Bundesanstalt für Arbeitsmedizin und der Berufsgenossenschaft des Handels belegen, dass äußerst niedrige Infektionsgeschehen beim Einkaufen herrschten."
Der Verband fordert daher, eine belastbare Strategie für das Leben mit dem Virus, insbesondere Test-, Impf- und Nachverfolgungsstrategie sowie die sofortige Öffnung der Geschäfte unter vertretbaren und wirksamen Hygienekonzepten, sowie die Entschädigung der Handelsunternehmen für ihr Sonderopfer.
Der Landesregierung legt der Verband noch heute eine kompetente und umsichtige Öffnungsstrategie vor.
In der Pressekonferenz betonte HBW-Präsident Hermann Hutter zudem: „Dass mit dem permanent verlängerten Lockdown immer mehr Handels-Unternehmen und deren Arbeitsplätze quasi vernichtet werden und bisher nur unzureichende Entschädigungen für die betroffenen Händler ermöglicht wurden, erzeugt eine dramatische Situation.“
Einen flammenden Appell zur gesundheitlichen Unbedenklichkeit des Einzelhandels hielt Friedrich Kolesch, Geschäftsführer Kolesch Textilhandels GmbH, Biberach:
„Mit dem Lebensmittelhandel, den Drogeriemärkten usw. hat der Teil des Handels schon immer geöffnet, der für etwa 90 Prozent aller täglichen Kundenkontakte steht. Dank guter Hygienekonzepte ist dies auch gar kein Problem. Warum müssen dann aber andere Händler mit viel geringeren Frequenzen und viel geringeren Besucherdichten im Laden geschlossen haben? Wir brauchen endlich eine Perspektive – auch im Sinne der Gerechtigkeit!“
Koleschs Kollege aus Ravensburg, Simon Bittel, Geschäftsführer AMICA Parfümeriehandels- und Beteiligungsgesellschaft mbH, pflichtete bei:
„Aufgrund der stark unterdurchschnittlichen Infektionszahlen im Einzelhandel ist die Schließung von stationären Fachhandels-Geschäften nicht nur sinnlos, sondern möglicherweise sogar kontraproduktiv. Wenn sich die Menschen in einem durch funktionierende Hygienekonzepte geschützten Umfeld bewegen, haben sie Sozialkontakte, die der Psyche und dem Wohlbefinden helfen können, ohne sich in Gefahr zu begeben. Fällt das weg, weil der Fachhandel geschlossen hat, sind die Folgen nach unserer Beobachtung mehr ungeschützte private Treffen und eine zunehmende psychische Belastung. Die Kontaktdauer im Handel ist kurz und die Schutzmaßnahmen umfänglich.“
In dieselbe Richtung ging Petra Lorenz, Inhaberin Gepäckraum und Präsidentin Handelsverband Nordbaden, Karlsruhe.
„Die Frage ist doch: Wie kann der Einzelhandel auch in Zukunft geöffnet bleiben, sollten neue Pandemien auftreten. Dafür braucht es verlässliche Konzepte seitens der Politik. Und dafür brauchen wir Entschädigungen! Denn wir stationären Händler sind systemrelevant für unsere Innenstädte und unsere Gesellschaft.“
Verena Hoer, Geschäftsführerin expert Hoerco, Villingen-Schwenningen ergänzte mit Blick auf den finanziellen Ausgleich:
„Eine faire Überbrückungshilfe III müsste wenigstens alle Umsatzverluste im Lockdown seit Mitte Dezember berücksichtigen: keine dreißig-Prozent-Hürde, und es braucht eine taggenaue Betrachtung bis zur uneingeschränkten Wiedereröffnung.“
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