Die Corona-Pandemie hat Deutschlands Schulen besonders hart getroffen. Als die Schulen geschlossen wurden, war schnell klar: Auf digitalen Unterricht sind die wenigsten vorbereitet. Engagierte Lehrkräfte mussten improvisieren und sich selbst digitale Tools und Lösungen zur Wissensvermittlung suchen. Oftmals wurden innerhalb einer Klasse und an einer Schule verschiedene Lösungen genutzt, viele dieser provisorisch eingeführten Tools für den Online-Unterricht waren nicht datenschutzkonform. Entstanden ist ein Flickenteppich unterschiedlicher Lösungen und Anbieter. Was können wir aus den Erfahrungen von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern der letzten Monate lernen und wie können wir die digitale Schulbildung in Deutschland weiter voranbringen? Warum ist es wichtig, dass Deutschland sich stärker für digitale Souveränität einsetzt und warum brauchen wir im Bildungssektor eine unabhängige und einheitliche digitale Infrastruktur? All diese Fragen beantwortet die neue Folge des HPI Podcast Neuland.

Professor Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) und Leiter des bundesweiten HPI Schul-Cloud-Projekts, und Dr. Johann Bizer, Vorstandvorsitzender der Dataport AöR, diskutieren mit Moderator Leon Stebe über den Status quo der Digitalisierung des Schulunterrichts in Deutschland, die Notwendigkeit einer länderübergreifenden IT-Infrastruktur und die damit verbundene politische Verantwortung.

"Uns muss bewusst sein, dass die Software heute nicht mehr nur allein wichtig ist, sondern vor allem zählt, von wem die Daten generiert, gesammelt und verwaltet werden", so Meinel. In diesem Zusammenhang sei nicht nur zu prüfen, wo ein Server stehe, über den die Daten der Schülerinnen und Schüler cloudbasiert gespeichert werden, sondern wem der Server gehöre. "Wenn wir Services ausländischer Anbieter nutzen, muss uns klar sein, dass dies unseren europäischen Datenschutz nicht erfüllt und wir sensible Daten unseres Bildungssystems weitergeben", ergänzt Bizer. Demnach ergäben sich zwei Handlungsstränge, die beide Partner mit der Bereitstellung der HPI Schul-Cloud forcieren: Zum einen wolle man den Bundesländern und den Schulträgern eine einheitliche und integrative digitale Bildungsplattform zur Verfügung zu stellen, zum anderen lasse sich mit der Nutzung der HPI Schul-Cloud die digitale Souveränität in der digitalen Bildung erreichen. Diese könne nicht erlangt werden, indem IT-Kompetenz aus dem Ausland eingekauft werde, sondern vielmehr müsse diese Kompetenz hier in Deutschland entwickelt werden, damit digitale Souveränität in wichtigen staatsnahen Bereichen- also auch im Bildungssektor – erlangt werden könne. "In Hinblick auf eine integrative Bildungsplattform ist der Open-Source Ansatz der richtige, um nicht, wie bereits in der Vergangenheit, wieder in einer Abhängigkeit zu landen", betonte Meinel.

Fundiertes Wissen über die digitale Welt, anschaulich und verständlich erklärt – das bietet der Wissenspodcast "Neuland" mit Experten des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) unter: https://podcast.hpi.de, bei iTunes und Spotify. Einmal im Monat sprechen sie bei Neuland über aktuelle und gesellschaftlich relevante Digitalthemen, ihre Forschungsarbeit und über Chancen und Herausforderungen digitaler Trends und Entwicklungen.

Kurzprofil HPI Schul-Cloud

Das HPI entwickelt seit 2017 gemeinsam mit dem nationalen Excellence-Schulnetzwerk MINT-EC, zahlreichen Experten aus Wissenschaft und Praxis und gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Schul-Cloud, mit der digitale Inhalte verschiedener Anbieter einfach und sicher in der Schule genutzt werden können. Ziel der HPI Schul-Cloud ist es, eine intuitiv bedienbare digitale Lehr- und Lernumgebung zu schaffen, die orts- und zeitunabhängig von jedem Endgerät genutzt werden kann und datenschutzkonform ist. Aktuell greifen bereits knapp 550.000

Nutzerinnen und Nutzer aus allen Bundesländern auf die HPI Schul-Cloud zu. Nachdem zunächst ausschließlich Schulen des Projektpartners MINT-EC sowie Schulen über die Kooperationen mit den Bundesländern Niedersachsen (Niedersächsische Bildungscloud), Brandenburg (Schul-Cloud Brandenburg) und Thüringen (Thüringer Schulcloud) beteiligt waren, wurde die HPI Schul-Cloud im März 2020 in Reaktion auf die Coronapandemie deutschlandweit für alle Schulen geöffnet, die kein vergleichbares Angebot des Landes oder des Schulträgers nutzen konnten. Weitere Informationen zur HPI Schul-Cloud unter: https://hpi.schul-cloud.org/

Über die Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH

Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für Digital Engineering (https://hpi.de). Mit dem Bachelorstudiengang "IT-Systems Engineering" bietet die gemeinsame Digital-Engineering-Fakultät des HPI und der Universität Potsdam ein deutschlandweit einmaliges und besonders praxisnahes ingenieurwissenschaftliches Informatikstudium an, das von derzeit rund 600 Studierenden genutzt wird. In den vier Masterstudiengängen "IT-Systems Engineering", "Digital Health", "Data Engineering" und "Cybersecurity" können darauf aufbauend eigene Forschungsschwerpunkte gesetzt werden. Bei den CHE-Hochschulrankings belegt das HPI stets Spitzenplätze. Die HPI School of Design Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studierende nach dem Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 240 Plätze für ein Zusatzstudium an. Derzeit sind am HPI 21 Professorinnen und Professoren und über 50 weitere Gastprofessuren, Lehrbeauftragte und Dozenten tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen IT-Fachgebieten, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing. Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen für alle Lebensbereiche.

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