Modehäuser, Buchhandlungen, Schuhläden, Büro-, Möbel- und Sporthäuser, Einrichtungsmärkte und viele weitere sind im Moment in Baden-Württemberg dicht – auf Anordnung des Staates und zum Schutz vor der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus, was jeder gutheißt.
Die Kosten für die betroffenen Unternehmen des Einzelhandels – der HBW schätzt ihre Zahl auf über 40.000 im Land – laufen aber derweil unvermindert weiter – für Personal, Miete, Ware, Lieferverträge, laufende Leasing- und Kreditverträge, sonstige Gemeinkosten und mehr. Das Problem: Die massiven und nicht planbaren Schäden fallen nach Meinung der Experten nicht unter das normale und absicherbare Betriebsrisiko.
Die Händler sind zudem durch die nicht selbst verschuldete, aber staatlich verordnete Betriebsschließung doppelt gestraft: Durch die schlechten Prognosen einer wochen- oder monatelangen Zwangsschließung – bei vielen droht damit schon bald die Insolvenz – erhalten sie derzeit auch keinerlei Liquiditätshilfen oder Kredite bei den Banken, um die schwierige Zeit wenigstens teilweise abzufedern.
Ein Teufelskreis, dem laut HBW bereits in den kommenden Wochen tausende Läden in Baden-Württemberg zum Opfer fallen könnten – und damit zig tausende Mitarbeiter. Mieten können nicht mehr bezahlt werden, Innenstädte würden veröden, wenn nicht zügig und gezielt ein Zeichen von der Politik komme, so HBW-Vizepräsident Philipp Frese aus Freiburg und Präsident des Handelsverbands Südbaden.
Die derzeitigen Direkthilfeprogramme auf Bundes- und Landesebene sehen darüber hinaus keine Hilfen für Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern vor. Dies betrifft etwa 6.000 Einzelhandelsbetriebe in Baden-Württemberg, darunter viele familiengeführte Traditionsgeschäfte, die hohe Betriebskosten haben und denen bisher keine Unterstützungszusagen in Aussicht gestellt worden sind. Hiervon sind einige Betriebe betroffen, die mehrere Filialen in der Region haben, die die Schließung finanziell extrem hart treffen; bis zur Schließung aber gesund waren.
„Wenn nicht bald ausreichende finanzielle Zusagen auch für diese Unternehmen kommen, dann werden diese bisher etablierten und gesunden Unternehmen die Corona Krise nicht überleben“, so HBW Präsident Hutter.
„Es wurde auch im heute vorgestellten Infektionsschutzgesetz vom Bund trotz unserer Warnung leider versäumt, den Betrieben hier per Gesetz auch in einer schweren – wohlgemerkt nicht selbst verschuldeten – Krise eine gewisse Planungs- und Zukunftssicherheit zu schaffen. Viele eigentlich gesunde Unternehmen werden die Corona-Folgen so nicht überleben. Dies ist nicht nur ein immenser wirtschaftlicher Schaden, der mit hohen Arbeitsplatzverlusten einhergeht, sondern zugleich ein unwiderruflicher Verlust für die Attraktivität der Städte und die breite Versorgung und Einkaufsvielfalt der Bevölkerung“, sagte HBW-Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann am Mittwoch in Stuttgart.
„Schließlich sind die Handelsstrukturen systemrelevant für das Kulturgut „europäische Stadt““, so HBW-Vizepräsidentin Petra Lorenz aus Karlsruhe und Präsidentin des Handelsverbands Nordbaden.
„Deshalb unser dringender Appell an Land und Bund: Sorgen Sie für einen gesetzlich fixierten Ausgleichsanspruch für die vielen von den Schließungen betroffen Handelsunternehmen mit ihren hunderttausenden Mitarbeitern in unserem schönen Heimatland Baden-Württemberg!“
Der Handelsverband Baden-Württemberg vertritt die politischen Interessen von über 40.000 Handelsunternehmen in Baden-Württemberg. Der Handel stellt den drittgrößten Wirtschaftszweig dar mit 500.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern, ca. 18.000 Auszubildenden und einem Umsatz von ca. 90 Mrd. Euro. Der Verband bietet zudem mit der Dienstleistungsplattform www.handel-scout.de eine Art "Wikipedia" für den Handel an, welche angereichert mit Partnern aus den einzelnen Dienstleistungsbereichen und deren Wissen, für einzelne Bereiche Lösungen darlegen. Das daran angegliederte Weiterbildungsangebot www.handel-scout-akademie.de setzt sich aus zwei Bausteinen zusammen: Präsenzschulungen und E-Learning.
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