- EBIT-Marge bei 8,1 Prozent (-1,4 Prozentpunkte)
- Vorratsabbau und Restrukturierung in Nordamerika belasten Profitabilität
- Kostenreduzierungs- und Effizienzsteigerungsprogramm über 50 Mio. Euro initiiert
- Weitreichende Folgen der Ausbreitung des Coronavirus und der eingeleiteten Schutzmaßnahmen verschiedener Staaten und Institutionen derzeit nicht quantifizierbar
Die Wacker Neuson Group, ein führender Hersteller von Baugeräten und Kompaktmaschinen, konnte den Umsatz im Geschäftsjahr 2019 um 11,2 Prozent auf 1.901,1 Mio. Euro steigern (2018: 1.710,0 Mio. Euro). Währungsbereinigt erreichte das Wachstum 9,8 Prozent. Das Geschäft legte in allen Regionen und Geschäftsbereichen zu. Der Konzern profitierte dabei vor allem von der positiven Marktlage der europäischen und nordamerikanischen Bauwirtschaft sowie der hohen Nachfrage nach landwirtschaftlichen Maschinen der Konzernmarken Kramer und Weidemann.
Martin Lehner, Vorstandsvorsitzender der Wacker Neuson SE: "Auch im vergangenen Jahr konnten wir durch innovative Neuentwicklungen in vielen, selbst schwierigen Märkten, Marktanteile gewinnen. Die hohe Nachfrage nach unseren Produkten zeigt uns, dass wir die Bedürfnisse unserer Kunden treffen und sie mit unserem Service überzeugen."
Profitabilität unter Vorjahr, Kostenreduzierungs- und Effizienzsteigerungsprogramm beschlossen
Während der Konzern seine Umsatzprognose übertraf, konnten bei der Profitabilität die gesteckten Ziele nicht erreicht werden. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ging um 5,7 Prozent auf 153,1 Mio. Euro zurück (2018: 162,3 Mio. Euro). Die EBIT-Marge lag bei 8,1 Prozent (2018: 9,5 Prozent). Ursächlich für den Rückgang waren unter anderem Kürzungen der Produktionsprogramme im Zusammenhang mit dem angestrebten Vorratsabbau. Ebenfalls dämpfend wirkte die Restrukturierung des nordamerikanischen Werkes in Menomonee Falls. Die beabsichtigte Ergebnisverbesserung konnte hier nicht im geplanten Zeitraum realisiert werden. Im Zuge der Vorratsbereinigung kam es außerdem insbesondere in Nordamerika und Skandinavien zu umfangreichen Abverkäufen, was die Ergebnisentwicklung ebenfalls belastete. In Anbetracht der schwächeren Profitabilität hat der Vorstand ein Kostenreduzierungs- und Effizienzsteigerungsprogramm beschlossen, mit dem in den Jahren 2020 und 2021 schrittweise ein Potenzial von rund 50 Mio. Euro im Vergleich zum Geschäftsjahr 2019 gehoben werden soll. Neben einer Erhöhung der Produktivität in den Werken plant der Konzern unter anderem effizienzsteigernde Anpassungen in der Vertriebsorganisation. Weitere Maßnahmen sind die Reduktion von Material- und Bezugskosten sowie die Optimierung der Outbound-Logistik.
Wilfried Trepels, Finanzvorstand der Wacker Neuson SE: "Mit unserer Ergebnisentwicklung können wir nicht zufrieden sein. Das nun beschlossene Programm wird dazu beitragen, die Profitabilität unseres Konzerns nachhaltig zu verbessern und unsere in der Strategie 2022 festgelegten Ziele zu erreichen."
Wachstum in allen Berichtsregionen
Europa blieb auch 2019 mit einem Anteil von 72,5 Prozent der Erlöse die wichtigste Zielregion (2018: 73,0 Prozent). Hier steigerte der Konzern seinen Umsatz um 10,4 Prozent auf 1.379,0 Mio. Euro (2018: 1.248,9 Mio. Euro). Das Wachstum wurde dabei von der Mehrheit der europäischen Länder getragen. In England wuchs der Konzern in einem schwierigen Marktumfeld deutlich zweistellig und konnte mit dem neu entwickelten Dual View Dumper Marktanteile gewinnen. Erfreulich entwickelte sich auch das Geschäft mit landwirtschaftlichen Maschinen: Der Konzern verzeichnete hier mit seinen Konzernmarken Kramer und Weidemann einen Umsatz von 310,2 Mio. Euro, ein Plus von 21,2 Prozent (2018: 256,0 Mio. Euro).
In der Region Amerikas legte der Umsatz um 14,5 Prozent auf 459,5 Mio. Euro zu (2018: 401,3 Mio. Euro). Währungsbereinigt lag das Plus bei 9,1 Prozent. Der Konzern profitierte insbesondere von einer hohen Nachfrage nach Produkten der Baustelleninfrastruktur. Infolge einer verbesserten Marktdurchdringung konnte darüber hinaus der Absatz mit den in den USA produzierten Kompaktladern sowie weiterer Kompaktmaschinen, darunter Bagger, Dumper und Teleskoplader, ausgeweitet werden.
In Asien-Pazifik stieg der Umsatz um 4,7 Prozent auf 62,6 Mio. Euro (2018: 59,8 Mio. Euro). Die für den Konzern in der Region größten Märkte waren wie im Vorjahr China und Australien. Beide Märkte waren 2019 von erhöhtem Preisdruck gekennzeichnet.
Cashflow durch erhöhtes Net Working Capital belastet
Der operative Cashflow war mit -20,9 Mio. Euro erneut negativ (2018: -15,5 Mio. Euro). Ursächlich war im Wesentlichen der Anstieg des Net Working Capital, dessen Komponenten Vorratsvermögen sowie Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen allesamt zu dem Anstieg beitrugen. Absolut betrug das Net Working Capital zum Stichtag 811,7 Mio. Euro (2018: 643,9 Mio. Euro), die Quote am Umsatz lag bei 42,7 Prozent (2018: 37,7 Prozent). Der Ausbau des Händlernetzes in Nordamerika und Investitionen in das zukünftige Wachstum des Konzerns hatten ebenfalls einen negativen Effekt auf die Entwicklung des Cashflow. Der Free Cashflow lag im Geschäftsjahr 2019 bei -115,7 Mio. Euro (2018: -0,3 Mio. Euro). Im Vorjahr hatte sich der Verkauf einer Immobiliengesellschaft des Konzerns mit einem Mittelzufluss von 60,0 Mio. Euro einmalig positiv ausgewirkt.
Im Rahmen der Strategie 2022 strebt die Wacker Neuson Group eine Net Working Capital-Quote von kleiner oder gleich 30 Prozent an. Um die Vorratsreichweite auf rund 125 Tage zu senken, nahm der Konzern im Jahr 2019 umfangreiche Anpassungen seiner Planungsprozesse und der hiermit verbundenen Systeme vor. Mitte 2020 folgt mit der Einführung einer neuen Softwarelösung ein entscheidender Schritt zu einer konzernweit integrierten Vertriebs-, Produktions- und Bestandsplanung. Um auch die Forderungsreichweite nachhaltig zu reduzieren, plant der Konzern den Ausbau der Zusammenarbeit mit externen Finanzierungspartnern – insbesondere bei der Expansion in Nordamerika.
Zielgerichtete Schritte der Strategie 2022 umgesetzt
Die im März 2018 vorgestellte mittelfristige Konzernstrategie der Wacker Neuson Group hat das Ziel, das Unternehmen kompromisslos an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten. Angelehnt an die drei strategischen Pfeiler "Fokussierung", "Beschleunigung" und "Exzellenz" soll sich der Konzern zu einem schlanken und agil aufgestellten Unternehmen entwickeln und so seine Marktposition nachhaltig weiter ausbauen. Im Geschäftsjahr 2019 wurden hierzu weitere wesentliche Schritte umgesetzt: Mit der Schließung des Produktionswerkes im brasilianischen Itatiba konzentrierte der Konzern seinen Werksverbund weiter auf die definierten Kernregionen. Außerdem wurde die Produktion von Komplementärprodukten wie Pumpen, tragbaren Generatoren und Flügelglättern ausgelagert bzw. verkauft. Um steigenden Kundenerwartungen im Bereich der digitalen Dienstleistungen Rechnung zu tragen, wurden 2019 digitale Lösungen wie das Serviceangebot "WeCare" und das aktive Flottenmanagement via Telematik "EquipCare" eingeführt bzw. ausgebaut. Durch die Ergänzung traditioneller Produkte mit innovativen Geschäftsmodellen wandelt sich die Wacker Neuson Group vom Maschinenbauer zum zukunftsfähigen Full-Service-Lösungsanbieter. Beim Ausbau des Händlernetzwerkes in Nordamerika erzielte der Konzern 2019 weitere Fortschritte.
Dividendenvorschlag
Vorstand und Aufsichtsrat werden der ordentlichen Hauptversammlung am 27. Mai 2020 vorschlagen, eine Dividende von 0,60 Euro je Aktie auszuschütten (2019: 0,60 Euro zzgl. 0,50 Euro Sonderdividende im Zusammenhang mit dem Verkauf einer Immobiliengesellschaft des Konzerns).
Ausblick 2020
Zu Beginn des Jahres 2020 lag der Auftragseingang unter der starken Vergleichsbasis des Vorjahres. Große Unsicherheit besteht hinsichtlich der weiteren Ausbreitung des Coronavirus und der damit verbundenen Auswirkungen auf die Kundennachfrage sowie die globalen Lieferketten des Konzerns. Der Vorstand geht davon aus, dass die für das Jahr 2020 ursprünglich geplanten Produktionszahlen aufgrund von Engpässen in den Lieferketten teilweise nicht erreicht werden können. Des Weiteren ist von einer empfindlichen Schwächung einzelner Absatzmärkte auszugehen.
Am 9. März 2020 hat der Vorstand daher folgende zurückhaltende Prognose beschlossen: Für das Geschäftsjahr 2020 wird mit einem Umsatz zwischen 1.700 und 1.900 Mio. Euro gerechnet. Die EBIT-Marge wird dabei in einer Spanne von 6,5 bis 8,5 Prozent erwartet. Die angegebenen Bandbreiten sind aufgrund der derzeit bestehenden Unsicherheiten dabei deutlich größer als im Vorjahr.
Seit der Verabschiedung dieser Prognose und der bilanzfeststellenden Aufsichtsratssitzung hat sich die Situation um die Ausbreitung des Coronavirus deutlich verschärft. Die weitreichenden Folgen sowie die immer drastischeren Schutzmaßnahmen verschiedener Staaten und Institutionen sind derzeit nicht quantifizierbar und somit nicht Teil der oben beschriebenen Prognose.
Das Unternehmen hat eine standortübergreifende Task-Force eingerichtet, welche die Entwicklungen genau verfolgt. Oberstes Ziel ist die Koordination von Maßnahmen, welche die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Konzern bestmöglich schützen. Des Weiteren ist ein Zirkel aus Führungskräften der Bereiche Einkauf, Produktion und Vertrieb definiert, der die operativen Auswirkungen auf die Geschäftslage der Wacker Neuson Group versucht zu bewerten, mildernde Maßnahmen definiert und deren Implementierung steuert.
Ungeachtet dieser Risiken und Unsicherheiten, sieht der Vorstand den langfristigen Trend hin zu kompakten Maschinen für die Bau- und Landwirtschaft ungebrochen. Der Konzern profitiert hier von globalen Megatrends wie dem Wachstum der Weltbevölkerung, der Urbanisierung und dem wachsenden Klimabewusstsein, welche die Nachfrage nach kompakten und umweltfreundlichen Maschinen nachhaltig treiben. Dank der soliden Finanzierung sowie der starken Positionierung in vielen Märkten, sieht der Vorstand die mittelfristige Entwicklung des Konzerns nach wie vor positiv und bestätigt seine in der Strategie 2022 formulierten Ziele.
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