Die Industrie- und Handelskammer Magdeburg führt seit dem Frühjahr 1991 regelmäßig quartalsweise Umfragen zur gegenwärtigen und zukünftig erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung unter repräsentativ ausgewählten Mitgliedsunternehmen durch und wertet sie aus.

Die wesentlichen Ergebnisse werden nachfolgend in der Zusammenfassung dargestellt.

Gesamttendenz Lageeinschätzung weiterhin auf gutem Niveau trotz konjunktureller Abkühlung, Erwartungen für das Folgequartal deutlich pessimistisch

Industrie Sinkende Auftragseingänge bei Vorleistungs– und Investitionsgütern, Gesamtbranche erwartet sinkende Umsätze zum Jahresende

Baugewerbe Lagebewertung dank guter Auftragsreichweite weiter positiv, anstehende Wintersaison drückt die Erwartungen

Handel Groß– und Einzelhandel in guter Verfassung dank Auftrags– und Umsatzzuwächsen, für das Jahresende wird jedoch keine Belebung angenommen

Gastgewerbe Aufhellung in der Lagebewertung dank positiver Umsatzentwicklung, verhaltene Aussicht auf die Wintersaison ohne belebende Impulse

Verkehrsgewerbe Stabile Lage mit steigenden Umsätzen, expansive Investitionsabsichten im Folgequartal trotz ausbleibender Konjunktursignale der Industrie

Dienstleister Beide Teilbranchen stützen die aufwärtsgerichteten Stimmungswerte, dennoch rückläufige Umsatzerwartungen für das Folgequartal

Die Ergebnisse in der Kurzübersicht 

Die Wirtschaft im Norden Sachsen-Anhalts tritt im 3. Quartal 2019 in eine Phase einer vorerst konjunkturellen Abkühlung ein. Der Klimaindex gibt spürbar auf 96 (von 200 möglichen Punkten) nach. Ob es sich am aktuellen Rand um eine konjunkturelle Delle handelt oder sich dieser Trend verfestigt, bleibt abzuwarten. Die Eintrübung des Gesamt-Konjunkturklimas resultiert aus der Tatsache, dass Schwerpunktbranchen wie Industrie, Handel, Verkehr und Dienstleister ihre Geschäftserwartungen nach unten korrigiert haben. In der Gesamtbetrachtung rechnet jedes dritte Unternehmen mit einer schwierigeren Lage zum Jahresende. Die weiterhin guten Lagewerte, 40 Prozent der Umfrageteilnehmer bewerten das aktuelle Quartal mit gut, nur 10 Prozent mit schlecht, können diese Entwicklung nicht kompensieren. Die gestiegene Unsicherheit der exportorientierten Unternehmen zeigt sich insbesondere in den Annahmen zur weiteren Entwicklung des Auslandsgeschäfts. Der Exportsaldo sinkt auf den niedrigsten Wert seit 2009. Die anhaltenden globalen Handelskonflikte, die erneut verschobene Entscheidung zum weiteren Verbleib Großbritanniens in der EU und auch der voranschreitende Technologiewandel in der Automobilsparte schüren die Ungewissheit. Die Investitions- und Beschäftigungspläne bleiben mit -13 Saldenpunkten ebenfalls hinter den Vorquartalswerten zurück.

Das am häufigsten genannte konjunkturelle Risiko für die kommenden 12 Monate ist unverändert der Fachkräftemangel (62 Prozent). Auf den nachfolgenden Rängen werden sowohl die Arbeitskosten, als auch die politischen Rahmenbedingungen und die Energie- und Rohstoffpreise mit jeweils 46 Prozent benannt. Dicht darauf folgt in diesem Quartal die Inlandsnachfrage, welche mit aktuell 43 Prozent deutlich risikobehafteter wahrgenommen wird, als noch im Vorquartal (31 Prozent). Bei geplanten Investitionsvorhaben ist der Ersatzbedarf das meistgenannte Hauptmotiv (75 Prozent), vor Rationalisierungsvorhaben (33 Prozent) und Produktinnovation (22).

Die Lagebewertung der Industrieunternehmen hält sich im 3. Quartal mit einem Saldo von +23 noch auf recht gutem Niveau. Dies ist vorrangig den Konsumgüterproduzenten zuzuschreiben, welche ihre derzeitige Geschäftslage, dank gestiegener Auftragseingänge (im Saldo +12 Punkte) und Umsatzzahlen (im Saldo +13 Punkte) positiv bewerten. Ein anderes Bild vermitteln hingegen die Investitions- und Vorleistungsgüterproduzenten: die Auftragseingänge sowohl aus dem In- als auch dem Ausland sind bei beiden deutlich rückläufig, die Umsätze stagnieren. Für die Gesamtbranche sinkt dementsprechend der Auftragssaldo um 34 auf -16 Punkte. Der Umsatzsaldo verhält sich gleichläufig und gibt um 28 auf aktuell -20 Punkte nach.

Die zuletzt noch verhalten aufwärtsgerichteten Aussichten auf das zukünftige Geschäft setzen sich bei den Industrieunternehmen nicht fort. Die Geschäftserwartungen rutschen mit einem Saldo von aktuell -37 deutlich ins Minus. Die Umsatzerwartungen sind in allen drei Hauptbranchen (Vorleistungs-, Investitions- und Konsumgüterindustrie) gesunken, der Gesamtsaldo sinkt auf -22 Punkte. Die Exporterwartungen liegen per Saldo mit -39 Punkten ebenfalls weit unter der Nulllinie. Jedes vierte Unternehmen rechnet mit einer weiteren Verschlechterung der Auslandsnachfrage in den kommenden Monaten. Die pessimistischen Annahmen und die schwelende Unsicherheit drücken auch auf die Investitionsabsichten der Industrieunternehmen. Der Saldo beträgt aktuell -30 Punkte, im Vorjahresquartal waren es –4 Saldenpunkte. Die Beschäftigungspläne verharren im Saldo mit einer marginalen Veränderung um 2 auf -16 Punkte ebenfalls in der Negativzone, 25 Prozent der Befragten rechnen mit einer Verkleinerung der Belegschaft.

Das Baugewerbe befindet sich weiterhin in einer guten Verfassung: die Bewertung zur aktuellen Geschäftslage liegt im 3. Quartal auf einem positiven Saldowert von +43 Punkten. Getragen wird die Stimmung von 54 Prozent der Unternehmen, welche ihre Lage als gut bewerten. Auftragsseitig vermelden die Unternehmen jedoch einen leichten Rückgang und der Saldo sinkt von 18 auf -4 Punkte, wobei über die Hälfte der Unternehmen eine zum Vorquartal gleichbleibende Nachfrage konstatiert. Der Blick auf die Auftragsreichweiten zeigt ebenfalls, dass das Baugewerbe in konjunkturell guter Verfassung ist. 48 Prozent der Befragten sind bereits mehr als 4 Monate im Voraus ausgelastet, weitere 42 Prozent bis zum Jahresende.

Der Saldo der Geschäftserwartungen des Baugewerbes liegt nicht mehr im Plus und verliert gegenüber dem Vorquartal 32 Punkte und notiert aktuell bei -20. Ursachen für diese Einschätzung können zum einen die anstehenden und naturgemäß weniger bauintensiven Wintermonate sein als auch der Einfluss der potentiellen konjunkturellen Risiken wie der Fachkräftemangel und die Arbeitskosten. Die Investitionspläne der Branche liegen weiter im negativen Bereich, der Saldo gibt um 8 Zähler auf nun -13 Punkte nach. Auch die Beschäftigungspläne bewegen sich mit -8 Punkten auf relativ gleichem Niveau wie im Vorquartal.

Im Handel fällt die aktuelle Lageeinschätzung insgesamt gut aus, der Saldo bewegt sich nahezu konstant bei +22 Punkten (Vorquartal +24). Jedoch zeigt die differenzierte Betrachtung, dass beide Teilbranchen Einbußen verzeichnen. Im Großhandel dominieren noch die positiven Stimmen: 25 Prozent der befragten Großhändler beurteilen ihre gegenwärtige Geschäftslage entsprechend. Jedoch vermelden auch 36 Prozent der Teilbranche gesunkene Umsatzzahlen. Im Einzelhandel verbuchten 42 Prozent der Befragten steigende Umsätze (im Saldo +16 Punkte), Im Kontrast dazu steht die als rückläufig wahrgenommene Konsumneigung. Fast ein Drittel der befragten Einzelhändler teilt diese Einschätzung, der Saldo sinkt im Ergebnis von -3 auf -23 Punkte.

Der Ausblick der Handelsunternehmen auf die kommenden Monate stimmt wenig optimistisch. Die Umsatzerwartungen sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel sind rückläufig, der Umsatzsaldo für die Gesamtbranche gibt um 21 Punkte auf nun negative -18 Punkte nach. Folgerichtig trüben sich auch die Gesamt- Geschäftserwartungen der Branche ein und rutschen mit einem Saldowert von -24 beträchtlich ins Minus. Die Investitionsbereitschaft im Handel bleibt ähnlich verhalten wie bereits im Vorquartal (im Saldo -28 Punkte), wobei hier vor allem eine rückläufige Entwicklung im Einzelhandel zu Buche steht. Die Beschäftigungspläne tendieren mit einem Saldenwert von -13 Punkten (Vorquartal – 3 Punkte) weiter ins Minus.

Das Gastgewerbe ist im dritten Quartal in konjunkturell guter Verfassung und verzeichnet einen Anstieg in den Stimmungswerten. So bewerten alle Befragten ihre geschäftliche Entwicklung im 3. Quartal als gut oder befriedigend. Dies hat umgehend Auswirkungen auf die aktuellen Lageeinschätzungen der Branche, die mit einem Saldowert von +62 gegenüber dem Vorquartal (+39) weiter aufgehellt sind. Der weitere Anstieg des Indikators scheint vornehmlich an der Umsatzentwicklung zu liegen. War diese zuletzt noch leicht rückläufig, konnte ein entgegengesetzter Trend im zurückliegenden Quartal beobachtet werden. Der Umsatzsaldo stieg von – 1 auf +22 Punkte.

Die Einschätzungen der Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe für die anstehende Wintersaison bleiben ebenfalls positiv, wenn auch auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Die Geschäftserwartungen stagnieren mit einem Saldenwert von +6 Punkten auf dem Niveau des Vorquartals (+7), was saisonbedingt nicht unüblich ist. Die Investitionsabsichten fallen in der Gesamtbetrachtung hinter dem guten Wert des 2. Quartals zurück. 23 Prozent der Unternehmen planen keine weiteren Zuwächse in diesem Bereich und der Saldo sinkt auf -8 Punkte (Vorquartal +12. Die Beschäftigungspläne des Gastgewerbes bleiben im 3. Quartal 2019 hingegen stabil, der zugehörige Saldo ist ausgeglichen.

Das Verkehrsgewerbe kann den Aufwärtstrend in der Lagebewertung aus dem Vorquartal stabilisieren, der Saldo sinkt nur leicht um 3 auf +25 Punkte. Nur fünf Prozent der Unternehmen erlebten eine negative Geschäftsentwicklung im aktuellen Befragungszeitraum, 30 Prozent hingegen eine Verbesserung. Auch bezüglich der Umsatzentwicklung sendet die Branche positive Signale. Der Saldo kann im Vergleich zum Vorquartal 18 Zähler zulegen und notiert mit +7 Punkten wieder oberhalb der Nulllinie, getragen von 26 Prozent der Befragten, welche diesbezüglich eine Steigerung vermelden. In Bezug auf die gegenwärtige Ertragslage äußern sich allerdings 31 Prozent als unzufrieden.

Die Entwicklung bei den Geschäftserwartungen lässt eine weitere Aufhellung derzeit eher unwahrscheinlich erscheinen. War im Jahresverlauf der Indikator zwar negativ aber aufwärtsgerichtet, trüben sich aktuell die Erwartungswerte im Saldo auf -19 Punkte wieder ein. Flankiert wird diese Tendenz durch sinkende Umsatzerwartungen, jedes fünfte Unternehmen rechnet diesbezüglich mit eine Verschlechterung zum Jahresende. Wenig optimistische Konjunktursignalen beispielsweise aus der Industrie und die anhaltenden Sorgen der Branche beim Thema Fachkräfte scheinen den aktuellen Trend zu bekräftigen. Dessen ungeachtet sind die Investitionspläne der Branche expansiver Natur, der Saldo steigt auf +11 Punkte. Die Beschäftigungspläne folgen dem Impuls hingegen nicht und tendieren mit -9 Saldenpunkten weiter ins Minus.

Im Dienstleistungsgewerbe fällt die Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage im 3. Quartal sehr positiv aus. Der zugehörige Saldo steigt auf +46 Punkte und erreicht damit wieder den höchsten Wert der vergangenen zwei Jahre. Sowohl die unternehmens- als auch die personennahen Dienstleister stützen den Trend. 55 Prozent der Befragten aus beiden Teilbranchen äußern sich zufrieden in Bezug auf ihre gegenwärtige Geschäftssituation. Die Auftragsentwicklung bestätigt das Bild: die personennahen Dienstleister verzeichnen hier Zuwächse, so dass deren Saldo im 3. Quartal nach einem Anstieg um 24 Punkte nun ausgeglichen ist. Bei den unternehmensnahen Dienstleistern meldet ein Viertel der Unternehmen einen Zuwachs in den Umsätzen im Vergleich zum Vorquartal. Im Ergebnis steigt der Saldo um 10 auf +13 Punkte.

Eine konjunkturelle Abkühlung wird allerdings auch bei den Dienstleistern spürbar. Beide Teilbranchen melden rückläufige Umsatzerwartungen (im Saldo -1), in der Folge bestätigt sich die Tendenz des Vorquartals und die Gesamt-Geschäftserwartungen verharren mit – 15 Saldenpunkten (Vorquartal -12) weiterhin im Minus. Die Annahmen zur Beschäftigungsplanung und den Investitionsabsichten zeigen sich im Vergleich zum Vorquartal im Saldo zwar aufwärtsgerichtet, können jedoch mit -5 (Vorquartal -25) und -3 Saldenpunkten (Vorquartal -21) die Nulllinie nicht überschreiten.

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