Wenn wir den Buzzwords glauben, dann wird die Mobilität der Zukunft, an der wir alle arbeiten, Smart, New und Intelligent. Das Problem ist: Das stimmt nicht – zumindest nicht immer. Vieles, was wir heute tun und für morgen planen, ist weder klug noch neu. Es reicht nicht, Altbekanntes einfach ein bisschen digitaler zu machen. Und wir werden auch keine Probleme lösen, indem wir Algorithmen programmieren, die sich an unserer gewohnten Denkweise orientieren – denn die hat uns die Probleme ja erst eingebrockt.
Über kaum ein Thema wird heute so viel gestritten wie über das Sorgenkind urbaner Individualverkehr. Die Interessenlage ist dabei ebenso bunt wie der Strauß der Lösungsvorschläge. Aber was davon ist eigentlich neu? Fällt uns 2019 nicht noch ein bisschen mehr ein, als das eine zu beschränken, das andere zu fördern und dann noch ein paar Schilder aufzustellen? Nicht jede althergebrachte Methode ist automatisch falsch, aber das Etikett „New“ oder „Smart“ verdient man sich damit nicht.
Wenn Software menschliche Fehler nachahmt
Schon 2005 identifizierte der Forscher Tim Roughgarden von der Universität Stanford die Ursache für viele Staus: „Selfish Routing and the Price of Anarchy“ heisst seine Veröffentlichung darüber und mit „selfish“, also egoistisch, meint er die Methode, mit der Menschen sich ihren Weg zum Ziel suchen. Es ist für den Menschen völlig natürlich, so zu navigieren, wie er es am besten für sich hält. Aber es führt eben zur Überlastung beliebter Straßen, obwohl Alternativstrecken noch ausreichende Kapazitäten frei hätten.
Navigationssysteme verursachen Staus
Alexandre Bayen, der Leiter des verkehrswissenschaftlichen Instituts der Universität Berkeley, kam im Jahr 2017 zu dem Schluss, dass die Funktion der „Stauvermeidung“ bei den gängigen Navigationssystemen Verkehrsprobleme verschlimmert, anstatt sie zu vermeiden. Denn auch diese Navis betreiben „selfish Routing“. Sie nutzen ihr digitales Kartenmaterial und ihre Verkehrsdaten, um den einzelnen Autofahrer an sein Ziel zu bringen. Eine Abstimmung mit den Routings anderer Nutzer findet nicht statt und so treffen sich die „egoistischen“ Navis früher oder später alle im gleichen Stau, den sie mit verursacht haben.
Dem Magazin „The Atlantic“ nannte Bayen auch gleich eine mögliche Lösung für das Problem: Navigations-Nutzer sollten im Straßennetz verteilt werden, um Staus im Vorfeld zu vermeiden. Die großen Anbieter zeigten jedoch kein Interesse an der Idee.
Aus der Forschung in den Straßenverkehr
Es gäbe Graphmasters heute nicht, hätten wir es 2013 nicht gewagt, wissenschaftliche Theorien in der Praxis umzusetzen. Wir waren junge Wissenschaftler und Studenten und wollten mehr, als den Status quo zu optimieren. So entwickelten wir in den folgenden Jahren die erste (und bislang einzige) Navigation mit „Collaborative Routing“, die vernetztes Fahren mit dem Smartphone ermöglicht und jetzt ihren Weg ins Armaturenbrett findet. Es lohnt sich also, auf die Wissenschaft zu hören.
Ganz gleich, wie der Verkehr in der nahen und fernen Zukunft aussehen wird, ob wir elektrisch fahren, autonom, mit Carsharing oder auf zwei, drei oder vier Rädern: Wir müssen verschiedenste Bedürfnisse stillen und gleichzeitig den Verkehr für alle verträglich gestalten. An intelligentem Management des Verkehrs durch Kooperation und Kollaboration führt kein Weg vorbei.
Graphmasters ist Spezialist für Routing- Services und -Optimierungen. Rund 40 Mitarbeiter in Hannover, Cambridge, Bern und Hamburg entwickeln Software für digitales Verkehrsmanagement, Logistik und Navigation und betreuen namhafte Kunden aus ganz Europa. Die Kerntechnologie von Graphmasters ist das preisgekrönte „Collaborative Routing“, das Verkehrssysteme als Ganzes behandelt. In den verschiedenen NUNAV Fahrer-Assistenz-Apps bietet es LKW-Fahrern, Paketzustellern, Lieferdiensten, Busfahrern und Autofahrern effiziente und stressfreie Navigation. Die Echtzeit-Verkehrsprognose erkennt dabei Verkehrsprobleme, bevor sie entstehen, und hilft, Staus zu vermeiden.
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