„Zu Henry Kormans herausragenden Fähigkeiten gehörte es, Menschen zu verbinden, Beziehungen und Brücken auszubauen, Toleranz und Lebensfreude zu vermitteln und seine bewegende Lebensgeschichte an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Es ist uns – der Region Hannover – eine Herzensangelegenheit, ihm ein würdiges Andenken zu bewahren“, sagte Regionspräsident Hauke Jagau tief bewegt. „Henry Korman war nicht nur ein wichtiger Zeitzeuge, der Vergangenheitsbewältigung und Gedenkarbeit zu seiner Aufgabe gemacht hat, sondern auch ein Freund. Ich bin froh, ihn gekannt zu haben, und werde ihn sehr vermissen.“
Henry Korman, Jahrgang 1920, stammte aus Polen, lebte dort in seiner Heimatstadt Radom im Ghetto und meldete sich zur Arbeit in der Rüstungsindustrie, um zu überleben. Als das Ghetto 1942 aufgelöst und die Bewohnerinnen und Bewohner zum Abtransport in die Konzentrationslager zum Bahnhof getrieben wurden, verlor Henry Korman seine Eltern und drei seiner Schwestern für immer aus den Augen. Er wurde nach Auschwitz deportiert, von dort aus in weitere Lager, bis er schließlich am 6. April 1945 den „Todesmarsch“ nach Bergen-Belsen antrat. Wenige Tage später, am 15. April 1945, wurde das KZ Bergen-Belsen befreit.
Der Familie und eines Heims in Deutschland beraubt, wurde Korman mit anderen Überlebenden im Juni 1945 nach Schweden gebracht. Dort kam er dank der Pflege wieder zu Kräften und studierte, ehe er im Mai 1949 auf der MS Gripsholm in die USA fuhr. Die Vereinigten Staaten, wo andere Mitglieder seiner Familie bereits lebten, wurde sein neues Zuhause. Europa betrat er erst 1958 wieder – mit einer Stippvisite in Hannover, von wo aus der seinen eigenen Spuren folgte. Korman blieb Zeit seines Lebens ein Reisender – zwischen den Kontinenten, zwischen den Generationen und zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Seit den 1970er Jahren lebte er jeweils die Hälfte des Jahres in Hannover. Besondere Beziehungen knüpfte er zur Stadt Laatzen, wo er die Gedenkarbeit intensiv unterstützte und als Zeitzeuge immer wieder in Schulklassen von seiner Leidenszeit während des Nationalsozialismus berichtet.
„Als ich Henry Korman das erste Mal traf, saß er zusammen mit seinem Freund Salek Finkelstein und beide erzählten darüber was sie in ihrer Jugend gezwungen waren zu erleben. Vor ihm saßen Schülerinnen und Schüler, und doch herrschte im Raum absolute Stille“, erinnert sich Regionspräsident Jagau. „Am Ende der Stunde waren die Jungen und Mädchen tief bewegt und dankten den beiden.“
Die Region Hannover verlieh Henry Korman ebenso wie Salomon Finkelstein und Ruth Gröne – beide ebenfalls in der Gedenkarbeit engagiert – im Jahr 2014 die Goldene Ehrennadel für besondere Verdienste.
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