Seit einigen Jahren verändert eine intelligente Software die Kalkulation und Angebotserstellung in der zerspanenden Industrie. Wo man sich früher mühsam mit Excel-Tabellen behalf, werden heute technische Zeichnungen in präzise Berechnungen von Material und Fertigungszeiten verwandelt. Was bedeutet das für Unternehmen und Workflow? Peter Helfrich, Gründer und Geschäftsführer der BWP GmbH und Vater der Systemlösung OSIRIS, gibt Antworten.

Frage: Herr Helfrich, Ihr Kalkulationsprogramm OSIRIS-Calc ist der Pionier in der grafischen Stückzeitkalkulation. Wie kamen Sie auf diese revolutionäre Idee?

P. Helfrich: In den Anfängen beschäftigten wir uns in erster Linie mit der reinen Betriebsdatenerfassung, also der Erfassung von Auftragszeiten. Wir waren an einer Nachkalkulation bzw. mitlaufenden Kalkulation interessiert. Eine Nachkalkulation, ohne den Vergleich mit den geplanten Zahlen, ist aber nur die halbe Freude. So machten wir uns auf die Suche nach einem passenden Softwaremodul, um es in unser System zu integrieren. Nach Recherchen und einigen Messebesuchen wurde uns klar, ein solches Modul gibt es nicht. Zumindest nicht in der gewünschten Form, d. h. basierend auf der Zeichnung. Dies war die Geburtsstunde von OSIRIS-Calc.

Frage: In welchen Betrieben wird OSIRIS-Calc eingesetzt und ab welcher Betriebsgröße ist die Einführung wirtschaftlich sinnvoll?

P. Helfrich: OSIRIS-Calc kommt in sehr unterschiedlichen Betrieben zum Einsatz. Die Anzahl der Mitarbeiter reicht von einem bis zu mehreren Tausend. Es kristallisieren sich dabei zwei unterschiedliche Anforderungsprofile heraus, die durchaus mit der Betriebsgröße zusammenhängen. Das eine ist die Angebotskalkulation, die in vornehmlich kleineren Betrieben angewendet wird. Dabei wird das Angebot direkt aus OSIRIS-Calc heraus an den Kunden verschickt. Bei eher größeren Betrieben steht die Ermittlung der Vorgabezeiten für den Fertigungsprozess im Vordergrund. Aber – und das beobachten wir in den letzten Jahren vermehrt – es gibt auch Mischformen beider Anwendungen. Hierbei kommt es zu einer engen Verzahnung zwischen Verkauf und Kalkulation. Dies bedeutet, die Arbeitsvorbereitung führt die technische Kalkulation mit Machbarkeitsstudie, Risikoanalyse etc. durch und der Verkauf übernimmt danach die kaufmännische Kalkulation und ermittelt den Verkaufspreis. Hierbei ist natürlich der Informationsfluss zwischen den beteiligten Abteilungen sehr wichtig.

Frage: Welche Rolle spielen Kalkulation und Stückzeitberechnung in den Betrieben?

P. Helfrich: In den letzten Jahren rückt die Kalkulation bzw. Stückzeitberechnung immer mehr in eine strategische Position. Immerhin fängt genau hier die Wertschöpfung in der Prozesskette an. Die Aussagen unserer Kunden ähneln sich sehr: Die Reaktionszeiten auf Anfragen werden immer kürzer, denn der Endkunde erwartet eine rasche Beantwortung seiner Anfrage. Und hierin liegt das Dilemma: Einerseits birgt ein schnell erstelltes Angebot Gefahren und geht häufig auf Kosten der Genauigkeit. Andererseits führt eine schnelle Reaktionsfähigkeit zu früher Kundenbindung, denn eine rasche Response lässt auf eine gute betriebliche Organisation schließen.

Weiterhin erfahren wir aus Kundengesprächen, dass es an dieser Stelle einen großen Nachwuchsmangel gibt. Altgediente Mitarbeiter verlassen das Haus und ihre Erfahrung geht dem Betrieb verloren. Mit OSIRIS-Calc und seiner automatisch erstellten Dokumentation bleibt die Kalkulation einfach nachvollziehbar. Dabei ist die grafische Darstellung der einzelnen Verfahrbewegungen zur Veranschaulichung sehr nützlich.

Frage: Sie sprechen bei OSIRIS-Calc von Highspeed-Kalkulation. Gibt es valide Zahlen über die Zeitersparnis durch OSIRIS?

P. Helfrich: Der Begriff Highspeed-Kalkulation umfasst den gesamten Vorgang der Kalkulation. Also von der Anfrage bis zum Angebot. Ein entscheidender Faktor ist die Genauigkeit der berechneten Werte. Es gibt an dieser Stelle kaum vergleichbare Daten, da die Kalkulation von vielen Faktoren, auch betrieblichen Besonderheiten, abhängt. Trotzdem fragen wir unsere Kunden danach.

Bei der Genauigkeit werden für die Bearbeitungsarten Drehen und Bohren immer Werte von 95 bis 98 Prozent genannt. Für diese Bearbeitungsarten ist der Automatisierungsgrad am höchsten. Beim Fräsen und anderen Verfahren gehen wir von 80 bis 95 Prozent aus.

Ein sehr großer Vorteil von OSIRIS-Calc ist die Verringerung des Aufwandes bei der Angebotserstellung. Die Zeitersparnis wird von den meisten Anwendern auf 50% geschätzt. Ich persönlich würde aber auch noch den geringeren Aufwand im Auftragsfall berücksichtigen. Wenn es zum Auftrag kommt, stehen sämtliche Kalkulationsinformationen, die innerhalb der Datenbank sehr schnell zu finden sind, zur Verfügung. Mit sämtlichen Informationen meine ich – neben der Zeichnung – auch sämtliche E-Mails, Schriftwechsel und Dokumente zu diesem Vorgang. Und wenn man will, kann man die Kalkulation per Knopfdruck an das ERP-System übergeben.

Frage: Gibt es neben der Zeitersparnis weitere Gründe, die für den Einsatz von OSIRIS-Calc sprechen?

P. Helfrich: Allerdings. Ich denke dabei zum Beispiel an Prozesssicherheit, Nachvollziehbarkeit, Kostentransparenz, Wissenstransfer im Unternehmen, Komfort für den Anwender, Anschaulichkeit der Ergebnisse und die Integration von OSIRIS in die vorhandene Programmarchitektur (z. B. MS Outlook).

OSIRIS-Calc ist eine lernende Software, die Erfahrung sammelt. Das heißt, sie verwendet den bisher häufigsten Fall als Vorgabe bei neuen Aufgaben. Ein Beispiel: Wenn Sie einen neuen, bisher nicht verwendeten Werkstoff bearbeiten müssen, schlägt OSIRIS-Calc möglichst passende Werte für Schnittgeschwindigkeit und Vorschub aus der internen Datenbank vor. Dieser Vorschlag kann vom Anwender mit einem Knopfdruck als Vorgabe gespeichert werden. Falls dann zukünftig ein Mitarbeiter des Betriebs diesen Werkstoff auf dieser Maschine oder Maschinengruppe auf diese Art bearbeitet, so wird an dieser Stelle mit den eigenen Daten gerechnet. Auf diese Weise merkt der Anwender kaum, dass er OSIRIS-Calc an die eigenen Belange angepasst hat. Auch unsere Bearbeitungsmethoden funktionieren auf diese Weise. Die einfache Handhabung der Software, die von unseren Kunden immer wieder bestätigt wird, basiert zum Großteil auf diesen Funktionen. Regelmäßig wundern sich unsere Kunden darüber, "woher die Software das alles weiß".

Frage: Dürfen wir erfahren, wie viele Unternehmen Ihre Software einsetzen oder ist das ein Betriebsgeheimnis?

P. Helfrich: Mittlerweile sind es einige Hundert, die OSIRIS-Calc nutzen. Wir beschäftigen uns mit diesem Thema schon seit gut 25 Jahren und stellen gerade in den letzten Jahren fest, dass die Akzeptanz für ein Kalkulationssystem sicher auch mit den grafischen Möglichkeiten zusammenhängt. Aber auch die Vernetzung und die Integrierbarkeit von Software in bestehende EDV-Landschaften im Rahmen von Industrie 4.0 wird immer wichtiger. Mittlerweile beteiligen wiruns als Lieferant auch an einigen vom Bund geförderten Projekten in diesem Bereich.

Frage: Wie bewerten Ihre Anwender den erforderlichen Lernaufwand, um Ihre Software effizient nutzen zu können?

P. Helfrich: Wir bieten für unser OSIRIS-Calc einen Tag Grundschulung und einen weiteren Tag für eine Intensivschulung an. Zur Highspeed-Kalkulation gehört für uns auch die schnelle Einführung der Software. Es gibt aber auch Anwender, die sich autark in das Programm einarbeiten und nur unseren Telefonsupport nutzen. Je nach Umfang der Installation empfehlen wir aber einen Keyuser, mit dem wir dann in enger Zusammenarbeit die Wünsche besprechen und realisieren können.

Frage: Findet die Programmierung und Weiterentwicklung allein in Deutschland statt?

P. Helfrich: Die Software wird in enger Zusammenarbeit mit unseren Anwendern verbessert. Wir entwickeln sämtliche Module hier am Standort Groß-Umstadt, wo wir auch unsere neuen Ideen kreieren. Der große Vorteil dabei ist, dass wir die Sprache unserer Anwender dabei nicht verlernen. Wir prüfen bei jeder neuen Idee, ob sie unterm Strich was bringt. Und dabei zählt immer, ob Aufwand und Kundennutzen im Verhältnis stehen. Wir präsentieren unsere Programme am liebsten selbst; spätestens dabei erkennt man schnell, ob ein großer Wurf gelungen ist oder eben nicht. Für mich persönlich ist das ein Faktor von herausragender Bedeutung.

Frage: Wie sieht aus Ihrer Sicht die Zukunft der Kalkulation/Preisfindung aus?

P. Helfrich: In der gesamten Zeit seit wir Kalkulation betreiben hat es immer wieder Entwicklungsschübe gegeben. Die Hardware aber auch die Softwaretools entwickeln sich weiter. Die Automatisierung wird auch bei der Kalkulation fortschreiten. Wir selbst wollen in unserem Bereich weiterhin mit innovativen Ideen verblüffen. Die Kunst wird dabei sein, die individuellen Möglichkeiten der Betriebe, die mit OSIRIS-Calc arbeiten, auf möglichst elegante, sprich einfache Weise abzubilden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr Informationen zur Stückzeitberechnungs- und Kalkulationssoftware OSIRIS-Calc unter www.osiris-software.de

Über die BWP GmbH

Die BWP GmbH ist ein inhabergeführtes Softwarehaus mit dem Fokus auf Lösungen für Produktionsbetriebe und Lohnfertiger in der zerspanenden Industrie. Die Systemlösung OSIRIS erfüllt mit ihren fünf Softwaremodulen die Bedürfnisse dieser Unternehmen von der Auftragserfassung bis zur Nachkalkulation und Betriebsdatenerfassung.
Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung und über 500 installierten Systemen ist OSIRIS-Calc die Nummer eins im Markt für grafische Stückzeitberechnung. Die Praxisnähe bei der Weiterentwicklung des Systems wird durch enge Kooperation mit Anwendern sichergestellt. Die Entwicklungsarbeit erfolgt ausschließlich am Standort Groß-Umstadt.

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