Maritime Kompetenz hat an der Hochschule Bremen eine lange Tradition: Die Wurzeln der HSB liegen in der im Jahr 1799 gegründeten Bremischen Navigationsschule. 1895 nahmen die Seemaschinisten- und die Schiffbauschule ihren Lehrbetrieb auf. Heute sind die maritimen Aktivitäten der HSB in Lehre und Forschung breit gefächert.
Die nachhaltige Nutzung der Meere unter anderem als Verkehrsweg und Ressource ist eine wichtige Herausforderung für Technik, Wirtschaft und Gesellschaft. Verschiedene Disziplinen an der HSB leisten wertvolle Beiträge zur Weiterentwicklung von maritimer Wirtschaft und Technologie unter Berücksichtigung der marinen Umwelt. Dabei wird verstärkt interdisziplinär zusammengearbeitet – beispielsweise wurde für die Studiengänge Schiffbau und Meerestechnik, Ship Management (Nautik), Shipping und Chartering sowie die Technische und Angewandte Biologie unter der Bezeichnung „Blue Sciences“ ein Konzept erarbeitet, das den Studierenden einen Kompetenzerwerb ermöglicht, der über die Grenzen des jeweiligen Faches hinausgeht. Derzeit sind in den Studiengängen des „Blue Sciences“-Verbundes insgesamt 640 Studierende eingeschrieben.
„Diese einzigartige Konstellation von maritimen Studiengängen an einer Hochschule bietet den Studierenden die Möglichkeit, über den Tellerrand der eigenen Fachrichtung hinauszuschauen und angrenzende Themengebiete aus dem Umfeld der Blue Economy näher kennenzulernen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Studierenden fördert das Verständnis für die anderen Fachkulturen und ermöglicht die Vernetzung mit zukünftigen Akteuren auf diesen Gebieten“, hebt der Konrektor für Studium und Lehre Prof. Dr. Thomas Pawlik hervor.
Auch die maritim ausgerichteten Forschungsaktivitäten der Hochschule Bremen lassen enge Fachgrenzen hinter sich. So geht es zum Beispiel im EU-geförderten Forschungsprojekt „Holiship“ um die Entwicklung einer computergestützten Plattform für den ganzheitlichen Entwurf und die Optimierung von Schiffen (holistic ship design). Diese soll es ermöglichen, unter Einbeziehung von ökonomischen und ökologischen Kriterien, bereits im frühen Entwurf den gesamten Lebenszyklus eines Schiffes zu berücksichtigen.
Die HSB verfügt über die modernsten Schiffsführungssimulatoren in Deutschland, die im Training von Studierenden wie auch von Lotsen und Brückenbesatzungen ihren Einsatz finden. Forschungsprojekte beschäftigen sich mit den Anforderungen an die Nautikerinnen und Nautiker der Zukunft wie auch mit dem Einsatz digitaler Navigationshilfen. Die Disziplin Nautik ist über viele Kooperationen intensiv mit der maritimen Wirtschaft des Landes Bremen verbunden.
Das Bionik-Innovations-Centrum (B-I-C) der HSB beteiligt sich unter anderem gemeinsam mit dem Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen sowie dem Karlsruher Institut für Technologie am Projekt „AIRCOAT“. „Das Projekt verfolgt mehrere ehrgeizige Ziele parallel, um deutliche Verbesserungen in der Ökobilanz von Großschiffen zu erreichen“, erklärt Prof. Dr. Antonia Kesel, Leiterin des B-I-C. Die Strukturen des Schwimmfarns Salvinia dienen als Vorbild für Schiffsaußenhüllen mit weniger Reibungsverlust. Ein Luftpolster zwischen Schiff und Wasser soll dabei Treibstoffverbrauch und Emissionen reduzieren.
Am Institut für Wasserbau der HSB wird seit Juni 2018 das vom Bundesumweltministerium finanziell unterstützte Projekt „PortKLIMA“ durchgeführt. Ziel ist die Entwicklung und pilothafte Umsetzung von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Beschäftigte im Hafenbau und -management, für Ingenieurinnen und Ingenieure, Logistikerinnen und Logistiker, Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Technikerinnen und Techniker. Auch in der Lehre beteiligt sich der Bereich Bauingenieurwesen an dem Projekt. Dort geht es darum, deutsche Seehäfen durch Anpassungen in Planung, Bau und Betrieb auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Kooperationspartner im Projekt „PortKLIMA“ sind sieben Häfen an der Nord- und Ostsee.
Die maritimen Aktivitäten der Hochschule Bremen finden auch international Anerkennung. Die Hochschule ist Mitglied der International Association of Maritime Universities und der WEGEMT, einer Vereinigung von 40 europäischen Schiffbau-Universitäten. Vertreterinnen und Vertreter des Forschungs-Clusters „Blue Sciences“ gehören zudem der EU-Expertengruppe „Skills and career development in the Blue Economy“ an, die sich mit Fragen der Kompetenzentwicklung und Karrieremöglichkeiten in den marinen maritimen Wirtschaftszweigen auseinandersetzt.
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